Individualreisen:Hauptsache bequem

Das Berliner Start-up Tourlane hilft Individualreisenden bei der Planung, inklusive Flug und Aktivitäten.

Von Katharina Kutsche

Es gibt Experten, die behaupten, die Pauschalreise sei tot. Das hieße in der Konsequenz, dass es im Urlaub zukünftig individueller zugeht. Auf diesen Trend setzt das Start-up Tourlane aus Berlin. Die beiden Gründer Julian Stiefel und Julian Weselek, beide 32, verreisten schon zu Schulzeiten häufig gemeinsam. Dabei fiel ihnen auf, wie schwierig die Reiseplanung sein kann: zeitaufwendig und frustrierend, sagt Stiefel heute.

Um das zu ändern, bauten er und Weselek 2016 ihr Unternehmen auf: "Wir wollen die persönliche Beratung eines klassischen Reisebüros mit der Geschwindigkeit und dem Komfort eines Online-Services verbinden." Stiefel hatte 2010 schon mal gegründet, die Firma 2011 an den Ferienwohnungsvermittler Airbnb verkauft und dann für das Unternehmen in San Francisco gearbeitet. Weselek war zuvor bei der Start-up-Schmiede Rocket Internet tätig.

Tourlane bietet - ähnlich wie sein Münchner Wettbewerber Fineway - Individualreisen mit Flug, Unterkünften, Transport, Aktivitäten. Von der 1500 Euro teuren Südafrika-Rundtour bis zum 40 000 Euro teuren Tauchurlaub sei alles möglich, sagt Stiefel. Der Fokus liege aber auf komplexen Reisen mit mehreren Flügen, Überlandtransfer und Aktivitäten wie Wandern oder Golf. Online geben Kunden ein, wohin ihr Urlaub gehen soll, für wie lange und mit welchem Budget. Tourlane schickt dann Reiseangebote per E-Mail und berät telefonisch. Wie sonst in der Reisebranche auch ist dieser Service kostenlos; erst bei der Buchung bekommt das Start-up einen Prozentsatz, der von Land zu Land variiert.

Dafür arbeitet das Team aus mehr als 300 Mitarbeitern mit Partnern an den Zielorten zusammen. Ein Netzwerk aus Reisespezialisten hilft dabei, außerdem hat das Unternehmen Experten in den jeweiligen Ländern. Diese werden von Tourlane für bis zu vier Wochen zu den Destinationen geschickt, damit sie Kunden Tipps aus erster Hand geben können. "Die Menschen wollen authentische Erlebnisse weit weg von den Tourismuspfaden, Erlebnisse, die einem die Kultur eines Landes näherbringen können. Das spiegelt sich auch in unseren Zahlen wider", sagt Stiefel. Das Buchungsvolumen wachse jährlich um 400 Prozent, die Anzahl der Kunden habe sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als vervierfacht.

Leicht war der Weg dahin nicht. Über ein Jahr finanzierten die Gründer ihr Start-up selbst, konnten Geldgeber nicht von der Idee begeistern. "Keiner hat so wirklich daran geglaubt, dass man den komplexen Bereich Individualreisen wirklich online bringen kann. Und viele Investoren kennen den Markt, der sehr kompetitiv ist: Das schreckte auch ab." Stiefel und Weselek konzentrierten sich darauf, die Erfahrungen für die Kunden zu verbessern. Deren Zahl stieg, was wiederum die Investoren überzeugte.

Wie bei Comtravo, dem Berliner Geschäftsreisen-Start-up, sind es auch hier Branchenexperten, die Kapital geben: Airbnb-Gründer Nathan Blecharczyk, die Trivago-Gründer Rolf Schrömgens und Malte Siewert, Getyourguide-Gründer Johannes Reck. Ende 2018 sammelte Tourlane 21 Millionen Euro ein. Auch Sequoia Capital ist dabei, einer der bekanntesten US-Risikokapitalgeber, der auch schon Google, Apple, Paypal oder Instagram finanzierte. Im Mai dieses Jahres legten die Investoren noch einmal 42 Millionen Euro drauf. Mit dem Geld wollen die Gründer ein Buchungstool weiterentwickeln, mit dem Reisen maßgeschneidert werden können. Außerdem möchte das Start-up international wachsen - derzeit ist Tourlane in sieben Ländern aktiv und bietet 50 Destinationen an.

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