Indexfonds:Wie ETF das Sparen verändert haben

ETF sind sehr gefragt

Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Die meisten Indexfonds werden an der Börse gehandelt, daher auch der Name ETF. Die Abkürzung steht für Exchange Traded Funds.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Sogenannte Exchange Traded Funds haben die Art, wie Menschen Geld anlegen, stark verändert.
  • Weltweit sind etwa 4,82 Billionen Dollar in ETF angelegt, in den USA ist es bereits jeder fünfte Dollar.
  • Der größte Vorteil der Anlageform: Die Kosten sind deutlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds.

Von Harald Freiberger

Sie sind die größte Neuerung in der Welt der Geldanlage seit Jahrzehnten: Wer sich Gedanken darüber macht, wie er sein Kapital breit streuen und so Risiken verringern kann, der kommt an den drei Buchstaben ETF kaum mehr vorbei. Ausgeschrieben stehen sie für Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds. Geläufig ist auch der Begriff Indexfonds. Sie heißen so, weil sie einen Index eins zu eins nachbilden. Diese unkomplizierte Form der Geldanlage ist auch so erfolgreich, weil sie kostengünstiger ist als herkömmliche Fonds, die von einem Fondsmanager verwaltet werden und deshalb teurer sind. Wichtige Fragen und Antworten zu den drei Buchstaben.

Was sind ETF genau?

Indexfonds ist der Überbegriff, diese teilen sich auf in (börsengehandelte) ETF und nicht börsengehandelte Indexfonds. Da letztere aber keine große Rolle spielen, wird ETF oft als Synonym für die gesamte Gattung verwendet. Geläufig ist auch der Begriff "passive Fonds", da Indexfonds, anders als herkömmliche Fonds, nicht aktiv verwaltet werden, sondern "passiv" einen Index nachbilden und dessen Entwicklung am Markt nachvollziehen.

Was ist eigentlich ein Index?

Ein Index ist ein Instrument der Kapitalmärkte, das mehrere Wertpapiere zusammenfasst und so den Überblick erleichtert, wie sich einzelne Märkte und Untermärkte entwickeln. Der älteste Indexfonds der Welt ist der amerikanische Dow Jones, den es seit 1896 gibt. Er bildete ursprünglich die zwölf größten US-Aktiengesellschaften nach, inzwischen sind es 30. Er ist ein Spiegel der industrialisierten Welt, weil er zeigt, wie sich die US-Wirtschaft über mehr als ein Jahrhundert entwickelt hat. Der wichtigste Aktienindex in Deutschland ist der Dax, den es seit 1988 gibt; er spiegelt die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften wider. Weitere wichtige Aktienindizes sind der MSCI World, der 1600 Aktien der Industriestaaten zusammenfasst, der S&P 500 (500 US-Aktien), der Euro Stoxx 50 (50 Aktien der Eurozone). Es gibt aber auch Indizes für Staatsanleihen, für Unternehmensanleihen und für Rohstoffe. Und es gibt viele Indizes, die Teilmärkte abbilden, zum Beispiel die Aktien einzelner Branchen und Länder. Die Kapitalmärkte fächern sich in hunderte Einzelindizes auf, die von Anbietern wie MSCI, S&P, Footsie oder der Deutschen Börse herausgegeben werden.

Wer hat sie erfunden?

Als Erfinder gilt der US-Amerikaner John Bogle, Gründer der Investmentfirma Vanguard. Er ärgerte sich über die hohen Gebühren anderer Fonds, deshalb brachte er 1975 den ersten Indexfonds auf den Markt. Anfangs wurde er für seine Idee belächelt, weil er nicht einmal versuche, den Markt zu schlagen. Inzwischen aber weiß man, dass die weitaus meisten Fondsmanager das langfristig auch nicht tun. Warum also nicht gleich - zu niedrigeren Kosten - den Markt abbilden? Die Idee setzte sich durch: In den USA ist inzwischen jeder fünfte Dollar in ETF angelegt. Europa, wo sie erst 2001 auf den Markt kamen, hinkt noch hinterher. Dort steckt etwa jeder 20. Euro in ETF. Die Wachstumsraten sind aber jedes Jahr zweistellig. Weltweit stehen ETF knapp davor, die Fünf-Billionen-Dollar-Grenze zu überwinden: Im März waren es 4,82 Billionen, das entspricht etwa einem Zehntel des gesamten angelegten Geldes.

Welche ETF gibt es?

Am weitesten verbreitet sind Indexfonds auf Aktienindizes. Sie vereinen weltweit 3,8 Billionen Dollar auf sich. 800 Milliarden stecken in Anleihen-ETF, 140 Milliarden in Rohstoff-ETF. Größter Anbieter in Europa ist iShares, eine Tochter des Anlageriesen Blackrock, die fast die Hälfte des Marktes auf sich vereint. Es folgen mit etwa zehn Prozent Marktanteil db x-trackers (Deutsche Bank), und Lyxor (Société Générale). Weitere wichtige Anbieter sind Comstage (Commerzbank) und Amundi. Die Unterschiede bei den Kosten und in der Wertentwicklung sind naturgemäß nicht so groß wie bei klassischen Fondsanbietern, da ETF ja einen Markt nachbilden.

Wie bilden sie die Indizes nach?

Es gibt zwei Arten: die "physische Replikation" und die "synthetische Replikation". Bei der physischen kauft der ETF-Anbieter die Wertpapiere im Verhältnis, in dem sie auch im Index vorhanden sind. Bei der synthetischen läuft dies über Swaps, also Tauschgeschäfte, bei denen ein Partner, meist eine Bank, dem ETF-Anbieter garantiert, die Entwicklung des jeweiligen Index zu "liefern". Generell geht der Trend in der Branche zur physischen Replikation. Franz Rieber, ETF-Experte beim Münchner Medienunternehmen Isarvest, rät Privatanlegern auch zu solchen ETF, es sei denn, die synthetische Variante sei mindestens 0,2 Prozentpunkte günstiger.

Was kosten sie?

Die niedrigen Kosten sind ein großer Vorteil der Anlageform. ETF auf große Indizes wie den S&P 500 fangen schon bei 0,07 Prozent Jahresgebühr an, mehr als 0,5 Prozent werden auch bei kleineren ETF selten fällig. Aktiv gemanagte Investmentfonds kosten dagegen oft ein Prozent Verwaltungsgebühr pro Jahr, manche auch zwei Prozent, außerdem kommt meist ein einmaliger Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent hinzu.

Wo bekommt man sie?

Banken oder traditionelle Finanzberater bieten ETF häufig nicht von sich aus an, weil sie daran weniger verdienen als an klassischen Fonds. Der Kunde muss danach fragen. Experte Rieber hält ETF besonders für Privatanleger geeignet, die schon Vorwissen über die Finanzmärkte haben, über die Risiken einzelner Anlageklassen und darüber, was man beachten muss, wenn man sich ein Depot zusammenstellen will. Dies vorausgesetzt, seien ETF aber ein ideales Instrument der Geldanlage. "Mit zwei bis fünf ETF kann man bereits ein Depot bilden, das Aktien und Anleihen breit auf Regionen und Branchen verteilt und damit die Risiken auf die individuellen Bedürfnisse abstellt", sagt Rieber. Ein guter Weg dafür seien Online-Banken, die auch monatliche Sparpläne mit ETF anbieten.

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