In der Deutschen Bank brodelt's:Ackermann im eigenen Haus unter Druck

Der traditionell zurückhaltende Betriebsrat der Deutschen Bank macht sich wegen der öffentlichen Empörung über Vorstandschef Ackermann langsam Sorgen. In einer internen E-Mail an die Mitarbeiter versucht sich Ackermann unterdessen zu verteidigen.

Ackermann bekräftigte in seiner E-mail an die Mitarbeiter seine Strategie: "Die Deutsche Bank konzentriert sich auf ihre Rentabilität und den kontinuierlichen Ausbau ihrer Marktposition, auch durch einen starken Aktienkurs. Daran halten wir fest, dazu gibt es für uns keine Alternative", heißt es in dem Schreiben, das noch an diesem Donnerstagabend an alle Mitarbeiter in Deutschland versandt werden soll und der in Berlin erscheinenden Tageszeitung Die Welt vorliegt.

In der Deutschen Bank brodelt's: Die gute Laune lässt sich der Deutsche-Bank-Chef trotz aller Kritik noch nicht verderben: Hier am vergangenen Samstag auf dem Ball des Sports in Frankfurt am Main.

Die gute Laune lässt sich der Deutsche-Bank-Chef trotz aller Kritik noch nicht verderben: Hier am vergangenen Samstag auf dem Ball des Sports in Frankfurt am Main.

(Foto: Foto: ddp)

Es gehe aber nicht darum, an einem bestimmten Renditeziel starr festzuhalten. "Vielmehr haben wir die unternehmerische Verantwortung, aus Deutschland heraus eine Bank zu führen, die im Weltkonzert vorne mitspielt. Aber dazu muss auch unsere Rendite weltweit konkurrenzfähig sein."

"Vielfach unangemessen"

Die Diskussion um den Arbeitsplatzabbau in Deutschland bezeichnet Ackermann in dem Schreiben als "vielfach auch unangemessen." Der Arbeitsplatzabbau sei ihm nicht leicht gefallen.

Der Deutsche-Bank-Chef sicherte aber zu, dass mit den betroffenen 6.400 Mitarbeitern weltweit eine "faire" und "sozial verträgliche" Lösung gefunden werde. In Deutschland bleibe es beim Abbau von netto 1.920 Stellen, der bereits im Dezember verkündet worden war. "An dieser Zahl hat sich seitdem nichts verändert."

Wirtschaftsprofessor rät Ackermann zu Klage

Schützenhilfe erhielt Ackermann durch das Börsenratsmitglied Wolfgang Gerke. Der Nürnberger Wirtschaftswissenschaftler empfahl der Bank, Politiker wegen Ruf- und Geschäftsschädigung zu verklagen. "Die Politiker sollten dafür in Haftung genommen werden", sagte Gerke der Tageszeitung News.

Ackermann im eigenen Haus unter Druck

Die hessische SPD-Chefin Andrea Ypsilanti hatte am Dienstag zum Boykott der Deutschen Bank aufgerufen. Politiker aus allen Lagern hatten die Pläne Ackermanns zuvor ebenfalls kritisiert. Damit würden die Politiker nur von eigenen Fehlern ablenken wollen, sagte Gerke. Ackermann biete ein ideales Ziel, da sein Ansehen durch den andauernden Mannesmann-Prozess bereits beschädigt sei. Außerdem schade die Debatte dem Bankenstandort Frankfurt.

Unterdessen wurde bekannt, dass der traditionell zurückhaltende Betriebsrat der Deutschen Bank zunehmend durch die öffentliche Empörung über Ackermann alarmiert ist. Mehr und mehr Betriebsräte hätten sich dafür ausgesprochen, mit Kritik am Vorstand an die Öffentlichkeit zu gehen, meldete der Tagesspiegel unter Berufung auf Informationen aus dem Umfeld des Gremiums.

"Schockierend"

"Ackermanns Ansehen ist auch in der Bank schwer beschädigt," sagte auch Wolfgang Hermann, Bankenexperte der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, dem Tagesspiegel. Ein führender Manager der Bank, der nicht genannt werden wollte, sagte dem Tagesspiegel, die ganze Debatte sei schockierend.

Die Stellenstreichungen seien der Öffentlichkeit nicht richtig vermittelt worden. "Der Boykott ist völlig ungerechtfertigt, schließlich haben wir keine vergifteten Lebensmittel verkauft. Der Zorn trifft die falschen, nämlich die Mitarbeiter in den Filialen."

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