Imperial Tobacco:Schall und Rauch

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Der Zigarettenkonsum führt jährlich zu sechs Millionen Todesfällen, deshalb habe das Investment in die Branche für Axa keinen Sinn.

(Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg)

Der Zigarettenkonzern befreit sich vom Ruch des Ungesunden. Ein bisschen zumindest.

Von Björn Finke

Tabak hat ein schlechtes Image. Auf Zigarettenschachteln werden die Warnhinweise immer größer, gleiches gilt für die unappetitlichen Fotos über die Folgen der Sucht. In manchen US-Städten ist es schwierig, sich außerhalb der eigenen Wohnung legal einen Glimmstängel anzuzünden. Der Zigarettenhersteller Imperial Tobacco befreit sich nun vom Ruch des Ungesunden und Verdorbenen. Ein bisschen zumindest. Der Konzern, Nummer vier der Branche weltweit, beendet zwar nicht die Fertigung der Glimmstängel. Aber er tilgt das "Tobacco" aus seinem Namen.

Auf der Hauptversammlung Anfang Februar sollen die Aktionäre einer Umbenennung in "Imperial Brands" zustimmen, wie die Firma aus dem englischen Bristol nun bekannt gab. Brands bedeutet Marken. Die Begründung klingt blumig: "Imperial Brands spiegelt besser das dynamische, auf Marken fokussierte Unternehmen wider, das wir heutzutage sind", heißt es in der Mitteilung. Tatsächlich verdient der 1901 gegründete Betrieb sein Geld mit einer Vielzahl von Marken; niemand kann das bezweifeln.

Nur sind es eben fast ausschließlich Zigaretten- und Zigarrenmarken. Zu den beliebtesten gehören Gauloises und West. Die einzige Sparte des Konzerns, die zumindest direkt nichts mit Rauchen zu tun hat, ist Logista, eine Logistiktochter. Selbst bei der entfällt jedoch der Großteil des Umsatzes darauf, Tabakhändler zu beliefern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das im September endete, erwirtschaftete die Tochter 154 Millionen Pfund Betriebsgewinn. Das ist winzig im Vergleich zum Gewinn, den Imperial mit Zigaretten und Zigarren erzielt. Der betrug 2,9 Milliarden Pfund.

Imperial ist also eindeutig ein Tabakkonzern - möchte aber nicht mehr als solcher auftreten. Die Idee ist nicht neu: Der US-Zigarettenhersteller Philip Morris nannte sich bereits 2003 in Altria um. Das Management wollte damit klarmachen, dass das Unternehmen neben den verrufenen Glimmstängeln noch ganz anderes im Angebot hat. Im Gegensatz zu Imperial war das auch der Fall. Philip Morris gehörte damals die Mehrheit am Lebensmittelkonzern Kraft Foods. Altria ist zudem Großaktionär der Brauereigruppe SAB-Miller, die nun mit dem Rivalen AB Inbev fusioniert.

Die Umbenennung von Imperial Tobacco schürt Spekulationen, die Briten könnten stärker in andere Produkte investieren, jenseits der Glimmstängel. In diesem Jahr steckte das Unternehmen zumindest schon viel Geld in Geräte, die zwar für Raucher gedacht sind, aber keinen Tabak verbrennen: Imperial übernahm vom US-Konkurrenten Reynolds Blu, eine Marke für elektronische Zigaretten. Hier atmen die Süchtigen anstatt des Qualms nikotinhaltigen Dampf ein.

Der Tabakkonzern wird allerdings nicht das erste Unternehmen namens Imperial Brands sein. Genauso heißt bereits die US-Tochter des französischen Wein- und Schnapsherstellers MBWS. Dies sei jedoch kein Problem, teilt Imperial Tobacco mit. Dann steht der Reinwaschung des Namens ja nichts mehr im Wege.

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