WohnenEine Immobilie kaufen wird teuer – mieten sowieso

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Noch sind Einfamilienhäuser etwas günstiger als vor einem Jahr - aber die Preisentwicklung zeigt bereits wieder nach oben.
Noch sind Einfamilienhäuser etwas günstiger als vor einem Jahr - aber die Preisentwicklung zeigt bereits wieder nach oben. (Foto: Matthias Schrader/dpa-tmn)

Die Zeit fallender Preise für Häuser und Wohnungen ist offenbar vorbei, wie aktuelle Daten zeigen. Und die Mieten kennen weiter nur eine Richtung: aufwärts.

Von Stephan Radomsky

Der große Preisverfall an den Immobilienmärkten ist offenbar vorüber. Wohnungen, Häuser, ganze Wohnblocks – egal in welcher Größenklasse, zuletzt stiegen die Preise, und zwar mit wachsendem Tempo. Das geht aus den jüngsten Daten des Verbands der Pfandbriefbanken (vdp) für das dritte Quartal hervor, die der SZ vorab vorlagen. Im Schnitt verteuerten sich Wohnimmobilien demnach im Vergleich zum Frühlings-Vierteljahr um im Schnitt 1,1 Prozent, die Preise lagen damit nur noch eine Winzigkeit unter denen im Vorjahr. Dabei verlief die Entwicklung weitgehend gleichmäßig, ob in den größten Städten oder auf dem Land.

Damit erhärtet sich, was sich bereits im Frühjahr gezeigt hatte: Fallende Zinsen und die Wohnungsnot vor allem in den Ballungsräumen gewinnen die Oberhand und lassen die Preise wieder steigen. Zuvor hatten die Unsicherheit nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, die hohe Inflation und drastisch gestiegene Zinsen private wie professionelle Interessenten abgeschreckt. Das hatte 2023 gar den heftigsten Preisverfall am Immobilienmarkt seit mindestens 60 Jahren ausgelöst, wie Ökonomen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) beobachtet haben. Der dort ermittelte Greix-Immobilienpreisindex, der weniger breit, dafür detaillierter ist als die vdp-Daten, zeigt für das dritte Quartal ebenfalls wieder höhere Preise an. Die Käufer waren indes insgesamt noch eher zurückhaltend, in den Metropolen wie auch abseits von ihnen habe es deutlich weniger Verkäufe gegeben als in den Jahren vor der Krise, hieß es.

Allerdings könnte der Markt bald weiter anziehen. Denn der Leitzins der EZB und auch die Kosten für Immobilienkredite sind wieder deutlich niedriger, Tendenz wohl weiter fallend. Privatleute beispielsweise erhalten derzeit ein Immobiliendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung im Schnitt für knapp 3,3 Prozent. Vor einem Jahr mussten sie noch etwa einen Prozentpunkt mehr bezahlen.

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Entsprechend waren Eigentumswohnungen für Selbstnutzer den vdp-Daten zufolge zuletzt im deutschlandweiten Schnitt ein Prozent teurer als im zweiten Quartal, bei Einfamilienhäusern lag das Plus bei 0,8 Prozent. In den Großstädten lagen die Preisaufschläge sogar noch etwas höher, in der Spitze bei 1,5 Prozent oder etwas mehr in München, Düsseldorf und Frankfurt. Die Auswertung des vdp basiert auf den Angaben zu neu vergebenen Immobilienkrediten von mehr als 700 deutschen Kreditinstituten.

Weiter steigende Mieten machen Wohnungen für Investoren interessanter

Die neuen Bedingungen machen den Hauskauf nicht nur für Private deutlich interessanter, auch Profis sind wieder häufiger am Markt aktiv. So erklärte beispielsweise Europas größter Vermieter Vonovia in der vergangenen Woche, man werde in den kommenden Jahren wieder deutlich mehr Geld in Neubauten und Zukäufe stecken. Der Düsseldorfer Wohnungskonzern LEG hatte vor wenigen Tagen verkündet, die Mehrheit an einer bisherigen Tochter des krisengebeutelten Rivalen Adler zu übernehmen.

Besonders deutlich war der Preisaufschlag für Mehrfamilienhäuser, sie waren laut vdp deutschlandweit im Schnitt um 1,3 Prozent teurer als im Frühjahr. Damit lagen die Preise – anders als bei Immobilien für Selbstnutzer – schon wieder leicht über dem Niveau des Vorjahres. Der Grund ist einfach: Anders als die Kauf- haben die Mietpreise auch in der Krise nicht nachgegeben, im Gegenteil. Und sie steigen weiter.

So waren neue Mietverträge im Schnitt 5,6 Prozent teurer als vor einem Jahr. Dabei zogen die Preise abseits der Ballungsräume überdurchschnittlich stark an. Unter den sieben größten Städten war demnach Berlin mit einem Plus von 5,4 Prozent auf Jahressicht der Spitzenreiter, am wenigsten verteuerten sich die Preise für Neu-Mieter in Stuttgart und München mit jeweils 3,6 Prozent. Allerdings sind die Mieten hier auch im breiten Schnitt bereits deutlich höher als in der Hauptstadt.

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