Immobilienbesitz:Wie Wähler wohnen

Grafik Wirtschaft Immobilienbesitzer

SZ-Grafik; Quelle: IfD-Allensbach, Eurostat

FDP-Anhänger haben Häuser, SPD-Wähler mieten, so das Klischee. Stimmt das denn auch?

Von Benedikt Müller

Deutschland ist ein Mieterland: Nur etwa die Hälfte der Menschen wohnt hierzulande in einer eigenen Immobilie; das ist der niedrigste Anteil innerhalb der Europäischen Union. Deshalb machen sich Politiker auch gerne für die Belange der Mieter stark. Doch wie wohnen ihre Wähler eigentlich genau? Das hat nun das Institut für Demoskopie Allensbach in einer repräsentativen Umfrage untersucht.

Die Zahlen bestätigen zunächst ein Klischee, wonach Wähler bürgerlicher Parteien zu einem besonders großen Teil im Eigenheim wohnen. Doch auch unter SPD-Wählern liegt der Anteil der Immobilieneigentümer mit 59 Prozent über dem Durchschnitt. Bei den restlichen Parteien wohnt dagegen die Mehrheit der Wähler zur Miete: Die Grünen haben viele junge Anhänger, die eher noch in einer Wohngemeinschaft als im Eigenheim leben. Linke und AfD sind vor allem bei Menschen mit niedrigen Einkommen sowie in Ostdeutschland erfolgreich. Dort ist die Eigentumsquote traditionell niedriger.

Die Studie hat der Immobilienverband Deutschland (IVD) in Auftrag gegeben, ein Zusammenschluss von Maklern. Sie nehmen die Ergebnisse zum Anlass, um die Politik zu kritisieren und die Frage zu stellen, ob die Parteien in Mietfragen der Mehrheit ihrer Wähler gerecht werden. Bei Union und SPD sei das nicht der Fall, sagt Präsident Jürgen Michael Schick: "Immobilienpolitik wird in Deutschland als reine Mieterpolitik missverstanden." Ein Beispiel seien "vermieterfeindliche" Gesetze aus dem SPD-geführten Justizministerium wie die Mietpreisbremse.

Allerdings: Nicht jeder Immobilieneigentümer ist auch Vermieter. Wer in einer Eigentumswohnung oder in einem eigenen Haus lebt, kann trotzdem mieterfreundliche Politik gutheißen. Schick entgegnet, die vielerorts gestiegene Grundsteuer sowie strenge Energiespar-Auflagen beträfen alle Eigentümer. Vor allem aber unterstütze der Staat jene Familien zu wenig, die zurzeit noch zur Miete wohnen, aber ein Eigenheim kaufen oder bauen wollen, etwa der Altersvorsorge wegen. Beispielsweise könnte der Staat die Grunderwerbsteuer erlassen, wenn jemand zum ersten Mal in seinem Leben eine Immobilie kaufe. Eine naheliegende Forderung des IVD, hat er doch auch ein Interesse daran, dass viele Leute Häuser oder Wohnungen kaufen. Damit verdienen Makler nun mal ihr Geld.

Die Forscher haben auch gefragt, welche Art Immobilie den Menschen gehört. Unter den Wählern der FDP nennt ein besonders großer Teil Eigentumswohnungen oder Mehrfamilienhäuser. SPD-Wähler hingegen haben besonders oft ein Einfamilienhaus oder eine kleine Ferien-Immobilie. Anhänger der Union besitzen oft ein Zweifamilienhaus.

Bemerkenswert ist, dass Wähler der AfD der Umfrage zufolge besonders oft zur Miete wohnen - die Partei dagegen vertritt in ihrem Grundsatzprogramm ziemlich vermieterfreundliche Positionen. Die AfD spricht sich nicht nur gegen hohe Grundsteuern und überbordende Standards am Bau aus, sondern auch gegen Mietpreisbremsen und Kappungsgrenzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: