Wohnungsmarkt:Überschuss statt Mangel

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Briefkästen, die niemand mehr braucht. In einigen Regionen stehen heute schon viele Wohnungen leer. In Zukunft könnte sich das Problem verschärfen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Studie zeigt: In vielen Regionen wird es eher zu viel Wohnraum geben als zu wenig. Grund ist die sinkende Bevölkerungszahl.

Der angespannte Wohnungsmarkt in Deutschland wird sich einer Studie zufolge mittelfristig trotz einer anhaltenden Neubauflaute entspannen. „In immer mehr Regionen wird es unseren Projektionen nach eher zu viele als zu wenige Wohnungen geben“, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung von Deutsche Bank Research. „Jedoch nicht wegen der Neubautätigkeit, sondern wegen einer schrumpfenden Bevölkerungszahl.“ Demnach dürften in diesem Jahr nur 260 000 neue Wohnungen fertiggestellt werden, im kommenden 265 000. Die von der Bundesregierung angestrebten 400 000 würden damit weiter deutlich verfehlt. Danach soll der Neubau aufgrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum weiter zulegen. „Zudem dürften wir den Zinsgipfel erreicht haben und ebenso dürften die verbesserten Abschreibungsregeln des Wachstumschancengesetzes, die Einführung der neuen Wohngemeinnützigkeit und die soziale Wohnraumförderung die Bautätigkeit etwas ankurbeln“, hieß es.

Daher erwarten die Ökonomen eine stetige Zunahme auf 295 000 jährlich fertiggestellte Wohnungen bis zum Jahr 2029. Dem soll eine Seitwärtsbewegung auf diesem Niveau bis 2040 folgen. Den Projektionen zufolge wird die Einwohnerzahl bis 2032 auf voraussichtlich 85,4 Millionen zulegen, bis 2040 aber trotz einer unterstellten hohen Zuwanderung auf 84,9 Millionen fallen. „Neben der internationalen ist auch die Binnenmigration für die lokale und regionale Nachfrage nach Wohnraum bedeutend“, so die Deutsche Bank Research. „Diese erfolgt typischerweise von wirtschaftsschwachen zu -starken Regionen.“ Dadurch werde die Zahl der Kreise mit Überschüssen beim Wohnraumangebot deutlich zunehmen - von zuletzt 299 auf 358 im Jahr 2040. „In vielen Metropolen und Großstädten wird die fundamentale Angebotsknappheit aber noch weiter zunehmen“, so die Projektionen. „Es wird also zu großen regionalen Ungleichgewichten kommen.“ So dürften die Metropolregionen 2040 fast zwei Millionen Einwohner mehr zählen als derzeit. Allein auf die drei größten Städte Berlin, Hamburg und München könnte ein Wachstum von 1,2 Millionen entfallen. „In Berlin wohnen gemäß unserer Projektion dann 4,5 Millionen und in München 1,9 Millionen Menschen und damit in etwa 20 Prozent mehr als heute“, hieß es dazu. Die meisten Wohnungen dürften weiterhin in Rhein-Main, Stuttgart und München fehlen. Auch in den Großstädten wie Aachen, Dresden, Kiel und Münster soll die Einwohnerzahl weiter zunehmen. „Infrastrukturschwache Regionen werden dagegen zunehmend dünner besiedelt sein“, so Deutsche Bank Research.

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