Immobilien - Stralsund:Machbarkeitsstudie für Dokumentationsstätte in Prora

Prora/Stralsund (dpa/mv) - Nach dem Ausbau der NS-Hinterlassenschaft Prora auf der Insel Rügen zu einem riesigen Ferien- und Wohnort soll es nun auch eine Zukunft für eine Bildungs- und Dokumentationsstätte geben. Der Verein Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora stellt am Dienstag (13.30 Uhr) die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor. Die Studie sollte klären, wie und unter welchen Bedingungen ein Ausstellungszentrum im einst von den Nationalsozialisten geplanten "Seebad der 20 000" betrieben werden kann.

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Prora/Stralsund (dpa/mv) - Nach dem Ausbau der NS-Hinterlassenschaft Prora auf der Insel Rügen zu einem riesigen Ferien- und Wohnort soll es nun auch eine Zukunft für eine Bildungs- und Dokumentationsstätte geben. Der Verein Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora stellt am Dienstag (13.30 Uhr) die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor. Die Studie sollte klären, wie und unter welchen Bedingungen ein Ausstellungszentrum im einst von den Nationalsozialisten geplanten "Seebad der 20 000" betrieben werden kann.

Das Dokumentationszentrum, das den Fokus auf die Sozialgeschichte des NS-Regimes legt, und das Prora-Zentrum mit dem Schwerpunkt DDR-Geschichte hatten im vergangenen Jahr den Dachverein Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora gegründet. Zum Vereinsvorstand gehören die beiden Bundestagsabgeordneten Sonja Steffen (SPD) und Kerstin Kassner (Linke) und der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas Uwe Neumärker.

Von den fünf komplett erhaltenen Blöcken der denkmalgeschützten Anlage hatte der Bund in den vergangenen Jahren vier Blöcke an Privatinvestoren verkauft. In ihnen entstanden bereits hunderte Ferien-, Eigentums- und Mietwohnungen. Durch die Sanierung der Blöcke 1 bis 4 schossen die Immobilienpreise deutlich nach oben. Die Zukunft der Vereine, die bislang zwei getrennte Ausstellungen betrieben, war angesichts der steigenden Mieten ungewiss.

Der fünfte Block gehört dem Landkreis Vorpommern-Rügen. In einem Drittel des 450 Meter langen Gebäudes ist seit 2011 eine Jugendherberge beheimatet, nachdem dieser Abschnitt für 16,4 Millionen Euro saniert worden war. Plan war auch, dass dort eine Gedenk- und Bildungsstätte entsteht.

Der Kreis sah sich allerdings mit den Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro überfordert. Inzwischen will der Kreis den größeren bislang unsanierten Teil des Blockes ebenfalls an Privatinvestoren verkaufen. Landrat Ralf Drescher (CDU) hatte den Verkauf aber bislang immer an die Schaffung einer Gedenk- und Bildungsstätte geknüpft. Sollte dies nicht möglich sein, werde der Kreis von einer Privatisierung absehen, hieß es. Wie ein solches Ausstellungszentrum betrieben werden könne, blieb bislang unklar.

In Prora wollten die Nationalsozialisten ein gigantisches Seebad mit 20 000 Betten errichten, um die Bevölkerung im Erleben eines preiswerten Urlaubs an der Ostsee auf Systemtreue zu trimmen. Der 1936 begonnene Bau der 4,5 Kilometer langen Anlage wurde 1939 mit Kriegsausbruch eingestellt. Nach Kriegsende wurde das Gelände militärisch genutzt. Unter anderem waren dort mehr als 3000 Bausoldaten stationiert. Als Bausoldaten konnten junge Männer den Dienst an der Waffe verweigern, mussten aber als Baueinheiten in den militärischen Strukturen der NVA dienen.

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