Inflation:Immobilienpreise stagnieren - zumindest vorerst

Inflation: Es wird deutlich weniger gebaut in Deutschland - das könnte die Preise bald auch wieder steigen lassen.

Es wird deutlich weniger gebaut in Deutschland - das könnte die Preise bald auch wieder steigen lassen.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Vielerorts werden Häuser und Wohnungen gerade nicht mehr teurer, hier und da fallen die Preise sogar. Warum das wohl trotzdem nicht die große Trendwende ist.

Von Stephan Radomsky

Es ist die Nachricht, auf die viele Menschen auf Wohnungssuche wohl lange gewartet haben: Nach Jahren rasanten Preissteigerungen werden Häuser und Wohnungen vielerorts inzwischen zumindest nicht mehr teurer. So sind die Preise im zweiten Quartal nach Daten des Kreditvermittlers Interhyp im Vergleich zu den ersten drei Monaten um knapp ein Prozent leicht gesunken, Vorstandschef Jörg Utecht sprach von "Preiskorrekturen und -stagnationen". Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 allerdings habe sich Wohneigentum im Schnitt noch einmal um elf Prozent verteuert - vor allem, weil zu Jahresbeginn die Nachfrage noch boomte.

In München, Köln und Leipzig sei der Knick besonders ausgeprägt, hieß es weiter: In diesen Städten waren Privathäuser und Eigentumswohnungen demnach Ende Juni sogar etwas günstiger als ein Jahr zuvor. Am stärksten sei der Preisrückgang in Köln mit einem Minus von knapp acht Prozent gewesen.

Höhere Zinsen, steigende Kosten und weniger Neubauten

Schon seit einigen Monaten mehren sich die Zeichen, dass es mit dem Boom am Häusermarkt vorbei sein könnte. So haben seit Jahresanfang die Zinsen für Immobiliendarlehen deutlich angezogen. Auch wenn sie zuletzt wieder etwas nachgaben, ist ein Kredit mit dreijähriger Zinsbindung aktuell fast dreimal so teuer wie im Januar. Das sei auch die Hauptursache für stagnierende oder fallende Preise, so Utecht: Manche Interessenten könnten sich das Eigenheim so schlicht nicht mehr leisten können.

Wie weit und wie lange die Preise fallen werden, dazu gibt es unterschiedliche Prognosen. So sind nicht nur die Zinsen gestiegen, auch das Bauen hat sich enorm verteuert, weil es sowohl an Materialien wie auch an Fachkräften fehlt. Zuletzt fuhr zudem die Bundesregierung die Förderung über die Staatsbank KfW weitgehend zurück, in den kommenden Jahren soll der Fokus nun auf energetischen Sanierungen liegen und viel weniger Geld für Neubauten ausgereicht werden. Bereits im vergangenen Jahr sank so die Zahl der neu gebauten Wohnungen, zuletzt wurden auch weniger neue Bauanträge gestellt.

Das Angebot an neuen Häusern und Wohnungen dürfte in den kommenden Jahren also deutlich langsamer wachsen. Das treibe die Preise, "genauso wie die hohe Inflation und das damit tendenziell kreditnehmerfreundliche Umfeld", heißt es in einer jüngst veröffentlichten Analyse der Deutschen Bank. "Es gibt also gute Gründe, warum sich die Preise in den kommenden Monaten stabilisieren und wieder anziehen könnten", schreibt Ökonom Jochen Mörbert. Und selbst wenn es doch weiter und stärker nach unten gehe, sei das höchstens vorübergehend - die Preise dürften bald wieder steigen. Wer ein Haus oder eine Wohnung sucht, für den dürfte die Sache also kompliziert bleiben.

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