Immobilien:Akademiker treiben Immobilienpreise in die Höhe

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München ist die Stadt mit den teuersten Immobilien in Deutschland - was wohl auch an den vielen Akademikern liegt. (Foto: Stephan Rumpf)
  • In Städten mit vielen Akademikern sind die Wohnungspreise höher. Das Einkommen der Bevölkerung hat dagegen kaum Einfluss darauf.
  • Der Grund: Akademiker ziehen öfter um und bringen das nötige Kapital mit. Für Investoren und Wohnungssuchende ergeben sich daraus klare Kaufempfehlungen.

Von Benedikt Müller, München

Mit dem Eindruck, die eigenen vier Wände würden hierzulande immer teurer, ist das ja so eine Sache. Da sind zwar Städte wie München oder Mainz, wo Eigentumswohnungen heute im Schnitt mehr als 50 Prozent teurer sind als noch vor fünf Jahren. Doch an vielen anderen Orten tut sich: nichts. Obwohl Städte wie Baden-Baden oder Weimar wachsen, sind die Wohnungspreise seit Jahren stabil. Niedrige Zinsen hin, hohe Beschäftigung her.

Woher diese Unterschiede kommen, hat die Postbank in ihrem Wohnatlas untersucht; er liegt der Süddeutschen Zeitung vorab vor. Demnach hängen die Wohnungspreise vor allem davon ab, wie hoch der Anteil der Akademiker in einer Stadt ist. Steigt die Zahl der Hochschulabsolventen, werden mit hoher Sicherheit die Eigentumswohnungen teurer, rechnet die Postbank vor. Und wenn in einer Stadt alle Akademiker zusammen zehn Prozent mehr Geld verdienen, steigen die Wohnungspreise anschließend im Schnitt um sechs Prozent. Wie stark die Einkommen der gesamten Stadtbevölkerung steigen, hat dagegen kaum Einfluss auf die Kaufpreise.

Für die Studie hat das Hamburger Institut Economic Trends Research 36 große Städte in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren untersucht. Besonders viele Akademiker leben demnach in München und Stuttgart; dort hat jeder dritte Beschäftigte einen Hochschulabschluss - und dort sind Wohnungen im Schnitt so teuer wie in keiner anderen Großstadt in Deutschland. In Duisburg und Gelsenkirchen dagegen liegt der Akademikeranteil unter zehn Prozent; dort stagniert der Preis einer durchschnittlichen Eigentumswohnung bei unter 1000 Euro pro Quadratmeter.

Wo sich ein Investment lohnt? Zum Beispiel in Nürnberg

Die Akademiker sind deshalb so wichtig, weil sie viel häufiger aus beruflichen Gründen umziehen als Menschen ohne Hochschulabschluss - und weil sie das nötige Eigenkapital für eine eigene Wohnung mitbringen. "Die Einkommen hoch qualifizierter Stadtbewohner steigen deutlich schneller als die Durchschnittseinkommen", sagt Georg Hoogendijk, Immobilienchef der Postbank. Das heißt auch: Für Durchschnittsverdiener wird es immer schwieriger, eine Wohnung in einer Großstadt zu kaufen.

Die Zahl der Akademiker steigt in einer Stadt vor allem dann, wenn Unternehmen vor Ort wachsen und neue Hochschulabsolventen einstellen. Doch auch Forschungslandschaft, Infrastruktur und das Kulturangebot ziehen Akademiker an, betonen die Forscher. Wer eine Eigentumswohnung als Kapitalanlage kaufen will, dem empfiehlt Hoogendijk deshalb Städte, in denen die Verdienstmöglichkeiten für Hochschulabsolventen weiter steigen werden. "Nürnberg und Mannheim sind aus dieser Perspektive echte Trendstädte."

Auch der Immobiliendienstleister CBRE und Deutschlands größter Vermieter Vonovia schreiben in ihrem gemeinsamen Wohnmarktreport, Nürnberg habe nach der Krise der Traditionsfirmen Grundig, Quelle und AEG den Strukturwandel geschafft. Die Forscher sprechen der fränkischen Großstadt "beachtliches Potenzial" zu. Mannheim bezeichnen sie darin als einen der attraktivsten Wirtschaftsstandorte hierzulande. Firmen wie Bilfinger und Südzucker sind dort zu Hause - und stets auf der Suche nach den Führungskräften von morgen.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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