Illegaler Honighandel:Kampf ums süße Gold

Honigschmuggel in die USA

Honig ist ein begehrtes Produkt. Die Bienen in den USA können längst den Bedarf nicht mehr decken.

(Foto: dpa)

Die Amerikaner haben eine Schwäche für Honig, doch die heimischen Bienen kommen nicht nach mit der Produktion. Ihnen droht Konkurrenz aus China. Das trifft nicht nur die amerikanischen Imker - ein Drittel der Landwirtschaft ist von den Bienen abhängig.

Von Moritz Koch, New York

Der Stoff ist begehrt und illegal. Schmuggler schaffen ihn ins Land, vorbei an Grenzposten und verdeckten Ermittlern. Die globalen Handelsströme werden von einem kriminellen Netzwerk gesteuert. Es ist ein Gemisch mit Dutzenden Inhaltsstoffen, ein Produkt der Apis mellifera, dickflüssiges Gold. Um Honig also handelt es sich - und Amerika greift jetzt durch. Beamten des Heimatschutzministeriums gelang es kürzlich, fünf Drahtzieher des Schmugglerrings festzunehmen.

Die Verdächtigen gingen bei einer Undercover-Aktion ins Netz, die Behörden hatten einen Strohmann in einem Importbetrieb installiert. Es sind Methoden, wie man sie aus dem Kampf gegen die Mafia kennt. Das zeigt, wie ernst die Sache ist. Europa hat den Pferdefleischskandal, die Amerikaner haben den Krieg gegen die Drogen - und Honeygate.

Die Spur führt einmal mehr nach China. Das Land, das seine Hacker Staatsgeheimnisse und Industriepatente stehlen lässt, den Wert seiner Währung drückt und die Hegemonie der USA bedroht, macht sich auch die Schwäche der Amerikaner für Süßes zunutze. Die Nation der Cupcakes und der Cinnamon-Rolls verschlingt jedes Jahr 181.000 Tonnen Honig, doch kann sie ihren Heißhunger mit heimischer Produktion nicht stillen.

Schritt für Schritt mögen sich die USA aus ihrer Abhängigkeit von Erdölimporten befreien; dem globalen Honigmarkt bleiben sie ausgeliefert. Etwa 70 Prozent des konsumierten Honigs müssen sie einführen. Billig ist Honig vor allem, wenn er aus China kommt, so billig, dass die Amerikaner schon vor zwölf Jahren Antidumpingzölle verhängten. Es war ein Versuch, die eigenen Produzenten vor unfairem Wettbewerb abzuschirmen und die Verbraucher zu schützen. Oft finden sich in chinesischem Honig Spuren von Antibiotika und Schwermetallen.

Weniger Bienen bedeuten höhere Preise für Blaubeeren und Brokkoli

Allerdings riefen die Einfuhrhürden Schmuggler auf den Plan. Zuerst wird der Honig in andere asiatische Länder geliefert, dann umdeklariert und auf Umwegen nach Amerika verschifft. Die Ermittlungen gegen das Netzwerk laufen seit Jahren, auch Deutsche sind darin verwickelt. Schon 2010 wurden in Chicago zwei Angestellte einer Firmentochter des Hamburger Handelshauses Wolff & Olsen festgenommen.

Doch der Schmuggel geht weiter, und die amerikanischen Imker schlagen Alarm: Die Landwirtschaft könnte Milliarden verlieren. Die Billigimporte verdrängten heimische Produzenten, mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen. Bienen bestäuben Obstbäume und Gemüsepflanzen, insgesamt ein Drittel der menschlichen Nahrung. Weniger Bienen bedeuten höhere Preise für Blaubeeren und Brokkoli, Soja und Sonnenblumen. Auch zu Versorgungsengpässen könne es kommen, warnen die Imker.

Zumal die China-Importe nicht die einzige Bedrohung sind. In den USA grassiert ein mysteriöses Bienensterben. "Colony Collapse Disorder" ist ein unvorhersehbares, kaum erforschtes Phänomen. Jährlich fallen ihm in Amerika etwa 30 Prozent der kommerziell genutzten Bienenpopulationen zum Opfer. Doch zumindest über die jüngsten Fahndungserfolge der Honigermittler können sich die Imker freuen. Ein Traum sei wahr geworden, jubelte Randy Verhoek, der Präsident der Honigproduzenten.

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