Illegale Preisabsprachen:Süße Prozesse mit saftigen Summen

Jahrelang haben die drei größten Zuckerhersteller Deutschlands ihre Preise abgesprochen. Jetzt rollt die Klagewelle. Nestlé will 50 Millionen von Nordzucker, Südzucker und Pfeifer & Langen.

Von Felicitas Wilke

Die drei größten deutschen Zuckerhersteller haben über Jahre hinweg ihre Preise abgesprochen. Jetzt verklagt ein zuckerverarbeitendes Unternehmen nach dem anderen Nordzucker, Südzucker und Pfeifer & Langen, besser bekannt als Diamantzucker, auf Schadenersatz. Seit Dienstag verhandelt das Landgericht Mannheim die Klage von Nestlé gegen die drei Unternehmen. Der Lebensmittelkonzern fordert rund 50 Millionen Euro.

Von 1995 bis ins Jahr 2009 haben die drei Zuckerhersteller die Gesetze des Marktes umgangen. Neben Preisen sprachen sie auch Quoten und Verkaufsgebiete miteinander ab. Bereits Anfang 2014 hatte die Kartellbehörde dafür Bußgelder in Höhe von insgesamt 280 Millionen Euro verhängt. Besonders hoch fielen die Strafen für Südzucker und Pfeifer & Langen aus, Nordzucker hingegen profitierte von der Kronzeugenregelung, da es mit dem Amt kooperiert hatte. Seit vergangenem Jahr gehen immer mehr Unternehmen zivilrechtlich gegen die drei Hersteller vor. Dazu gehören der Bonbonfabrikant Vivil, Katjes, Lambertz oder eben Nestlé. Sie alle behaupten, dass sie wegen der Preisabsprachen mehr für Zucker zahlen mussten als es ohne Kartell der Fall gewesen wäre. Insgesamt fordern die Unternehmen etwa 500 Millionen Euro von den am Kartell beteiligten Firmen, schätzt der Düsseldorfer Kartellrechtsanwalt Johann Brück.

Die klagenden Unternehmen müssen nun beweisen, dass ihnen Nachteile entstanden sind. "Sie müssen dem Richter eine Schätzgrundlage vorlegen", sagt Brück. So können sie beispielsweise vorbringen, wie teuer Zucker in Deutschland in der Zeit vor und nach dem Kartell war oder was er in den Nachbarländern kostete. Lag der Preis in Deutschland zur Zeit des Kartells darüber, steigen die Chancen der Unternehmen, die Prozesse zu gewinnen. Die Zuckerhersteller argumentieren, dass der Markt für Zucker in Deutschland durch Quoten und Mindestpreise ohnehin stark reguliert ist und es somit keinen wirklich freien Wettbewerb gebe. "Aber wieso sollte man ein Kartell bilden, wenn es einem gar nichts nützt", sagt Brück.

Bis es ein Urteil im Nestlé-Prozess gibt, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Das Verfahren von Vivil gegen Südzucker läuft bereits seit über einem Jahr, bislang ohne Urteil. Es sei die Regel, dass sich Kartellrechtsprozesse über Jahre hinziehen, erklärt Brück.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: