Süddeutsche Zeitung

Ikea: Fertighaus:Wohnst Du schon oder baust Du trotzdem?

Mit seinen Boklok-Fertighäusern wollte Ikea den deutschen Markt aufrollen. Dummerweise fielen sie bei einer Überprüfung durch. Jetzt startet Ikea einen neuen Versuch. Bei der Stiftung Warentest ist man irritiert.

Zweiter Anlauf: Nach harscher Kritik unter anderem von der Stiftung Warentest hat der Möbelhändler Ikea sein Fertighausangebot überarbeitet und mit deutlich reduzierten Zielen neu an den Start gebracht.

An diesem Dienstag wird im Wiesbadener Stadtteil Auringen der Grundstein für die ersten acht Reihenhäuser der Marke Boklok (schwedisch bo klok = lebe klug) in Deutschland gelegt, wie das Unternehmen mitteilte. Gegenüber dem vor etwas mehr als einem Jahr vorgestellten Konzept wurden ein zusätzliches Dachgeschoss aufgesetzt und die Vertragsbedingungen für Energieleistungen modifiziert.

Ikea besteht nun nicht mehr auf einer 15-jährigen Verpflichtung der Käufer, Wärme und Strom von Boklok abzunehmen. Die Käufer müssen sich nur noch für die Wärmeversorgung aus dem siedlungseigenen Blockheizwerk auf zehn Jahre verpflichten, erklärte eine Ikea-Sprecherin. Die Wahl des Stromlieferanten werde komplett freigestellt.

Die Stiftung hatte unter anderem vor Problemen mit der Dampfsperrfolie gewarnt, die unter keinen Umständen verletzt werden darf. Ikea habe die Leistungen noch einmal überprüft und festgestellt, dass Schallschutz und die sogenannte Dampfsperre den Anforderungen gut genügten. In die Wände könnten selbstverständlich Nägel geschlagen und zusätzliche Steckdosen montiert werden, sagte die Sprecherin.

Keine Zusammenarbeit mit Warentestern

Die Baubeschreibungen seien ungenau gewesen. Die Zahlungsmodalitäten hätten die Kunden benachteiligt. Die Tester haben nach eigenen Angaben bislang keinen Einblick in die neuen Baubeschreibungen erhalten. Man könne daher nicht beurteilen, ob allen Kritikpunkten abgeholfen worden sei.

Es sei einigermaßen unverständlich, warum das Unternehmen die Möglichkeit zur Zusammenarbeit nicht genutzt habe, sagte ein Sprecher. Die Stiftung Warentest werde auch die neuen Unterlagen prüfen, sobald sie vorlägen. Ikea habe den deutschen Immobilienmarkt falsch eingeschätzt, räumte die Ikea-Sprecherin ein: Für den deutschen Käufer sei die Entscheidung für ein Haus viel weitreichender und bedeutungsvoller als in den bisherigen Märkten Skandinavien und Großbritannien.

Von daher sei man von dem Modell einer Verlosung der Häuser abgekommen. Das anfänglich große Interesse war nach der Warentest-Kritik zusammengebrochen. Von den acht Häusern in Wiesbaden hat Ikea bislang nur die Hälfte verkauft. Die Planungen in Offenbach, die auch zwei Mehrfamilienhäuser beinhalten, wurden deutlich reduziert, die in Hofheim am Taunus und Nürnberg vorerst auf Eis gelegt.

Laut der Sprecherin sollen in diesem Jahr die Häusergruppen in Wiesbaden und Offenbach errichtet werden. Die ersten Käufer könnten bereits im Sommer einziehen. Die Ikea-Reihenhäuser sind ohne Keller und kosten je nach Standort und Größe zwischen 179.500 und 275.500 Euro.

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