Süddeutsche Zeitung

Tarifrunde:Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie

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Von Dienstag an werden Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen die Arbeit niederlegen, kündigt die IG Metall an. Warnstreiks in weiteren Bundesländern dürften folgen.

Von Benedikt Peters, München

In der Metall- und Elektroindustrie kommt es zu Warnstreiks. Das kündigte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Knut Giesler an. Auch beim vierten Gesprächstermin während der Tarifrunde seien sich Gewerkschaft und Arbeitgebervertreter nicht einig geworden. Giesler kritisierte, die Arbeitgeber hätten keine verbindlichen Vorschläge unterbreitet. "Auf dieser Basis hat es keinen Sinn gemacht, heute weiter zu verhandeln." Die Warnstreiks sollen ab dem 2. März stattfinden, sagte Giesler, einen Tag nach Ablauf der Friedenspflicht.

NRW-Arbeitgeberchef Arndt Kirchhoff appellierte an die Gewerkschaft, auf "überflüssige Rituale" zu verzichten. Stattdessen solle sie zügig einen fairen Tarifabschluss anstreben, das gelte vor allem angesichts der Corona-Krise. "In einer solchen Ausnahmesituation muss besonnen und schnell gehandelt werden."

Die Warnstreiks dürften sich nicht auf Nordrhein-Westfalen beschränken. Im ebenfalls einflussreichen IG-Metall-Bezirk Baden-Württemberg treffen sich die Verhandlungsteams am Donnerstag, die Fronten gelten dort als besonders verhärtet. Am Freitag folgen Gespräche in Bayern, auch dort wird mit Warnstreiks gerechnet.

Mehr Geld, aber auch soziale Zusicherungen

Bezirksübergreifend gibt es mehrere Knackpunkte. Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten vier Prozent mehr Geld. In Firmen, in denen es gut läuft, sollen damit Lohnerhöhungen finanziert werden. In kriselnden Unternehmen hingegen, etwa bei den Autozulieferern, soll es einen Ausgleich dafür geben, dass die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit reduzieren. Die Arbeitgeber bieten - nach einer Nullrunde 2021 - für das kommende Jahr eine Mischung aus Einmalzahlung und Entgelterhöhung an, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Die Gewerkschafter kritisieren, dass verbindliche Zusagen bisher fehlten, nicht nur beim Entgelt, sondern auch bei den "Zukunftstarifverträgen": Management und Betriebsräte sollen sich nach dem Willen der Gewerkschaft darin auf Regeln einigen, mit denen Firmen ihr Geschäft modernisieren, Jobs erhalten und Mitarbeiter weiterbilden können. Die Arbeitgeber hingegen drängen darauf, Regeln festzulegen, nach denen kriselnde Firmen automatisch vom Flächentarifvertrag abweichen dürfen - zum Beispiel, indem sie niedrigere Löhne zahlen. Dass Warnstreiks auch unter Pandemie-Bedingungen möglich sind, haben die Gewerkschaften bereits gezeigt, etwa während der Tarifrunde im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen im vergangenen Herbst.

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