Tarifrunde:IG Metall will bis zu vier Prozent mehr Geld

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Für die Sanierung des Schienennetzes sind Milliarden-Investitionen nötig. (Foto: Christoph Hardt /imago)

Die Gewerkschaft will höhere Gehälter und einen Lohnausgleich für eine Vier-Tage-Woche erreichen, die Arbeitsplätze retten soll. Die Arbeitgeber betonen hingegen, in der Corona-Krise dürften die Kosten nicht steigen.

Von Alexander Hagelüken, München

Der IG-Metall-Vorstand will in der aktuellen Tarifrunde bis zu vier Prozent mehr Geld durchsetzen. Davon soll ein Teil in normale Lohnerhöhungen fließen, ein anderer Teil in einen Lohnausgleich, falls Betriebe die Arbeitszeit auf eine Vier-Tage-Woche kürzen, um Jobs zu erhalten. Angesichts der Corona-Krise und des Strukturwandels der Branche weg vom Verbrennungsmotor sei es in dieser Tarifrunde zentral, Arbeitsplätze zu sichern, so IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.

Die Stellungnahme vom Montag ist eine Empfehlung des Vorstands an die regionalen Bezirke. Sie wird erst zur offiziellen Forderung für die Tarifrunde, wenn die Bezirke sie annehmen, was im Regelfall jedoch weitgehend geschieht. Am 26. November beschließt die Gewerkschaft endgültig.

Gewerkschaftschef Hofmann sagte, für den Weg aus der Corona-Krise seien stabile Einkommen nötig. Die Forderung nach bis zu vier Prozent mehr Geld lasse sich mit der Trendproduktivität in der Branche und mit der Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank begründen, die bei zwei Prozent liegt.

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Die Vorstellungen der Gewerkschaft stoßen auf energischen Widerstand der Arbeitgeber. Beschäftigungssicherung zu fordern, sei schön und richtig, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber. Aber die Produktion liege mehr als 17 Prozent unter Vorjahr. "Deshalb ist ein Forderungsvolumen von bis zu vier Prozent aus der Zeit gefallen. Für 2021 gibt es nichts zu verteilen." Die Arbeitszeit in manchen Betrieben durch eine Vier-Tage-Woche zu verkürzen, könne jedoch durchaus eine Lösung sein. "Aber die IG Metall will zusätzliche Kosten erzeugen, und die kann es in dieser Lage nicht geben."

Rainer Dulger, Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, wirft der Gewerkschaft "bemerkenswerte Verdrängung" vor. Sichere Arbeitsplätze gäbe es nur mit wettbewerbsfähigen Produkten und Standortbedingungen. Dulgers designierter Nachfolger Stefan Wolf hatte bereits sowohl für 2020 als auch für 2021 eine Nullrunde gefordert.

Die IG Metall demonstriert ihren Wunsch nach einem Kompromiss unterdessen, indem sie zunächst auf Streiks verzichtet. Sie hat die Tarifverträge so gekündigt, dass die Friedenspflicht erst am 1. März endet. Vor diesem Zeitpunkt sind auch keine Warnstreiks möglich. "Wir würden jede Art von Streik in der derzeitigen Situation als falsch betrachten", so Arbeitgeberfunktionär Brossardt. Daniel Friedrich, Bezirksleiter der norddeutschen IG Metall Küste, lässt durchblicken, dass die Gewerkschaft gegebenenfalls zu anderen Aktionen greifen wird. "Es gibt neuralgische Punkte, die man durch Nadelstiche treffen kann."

Verschiedene Top-Gewerkschafter verteidigen das Vorgehen der IG Metall. "Firmen wie der Medizinsparte von Siemens geht es gut. Da ist eine Lohnerhöhung angemessen", sagt der bayrische Bezirksleiter Johann Horn. Wie andere kritisiert er vehement den Stellenabbau in der Autobranche, den Vier-Tage-Wochen stoppen sollen. "Zulieferer wie Conti und Schaeffler oder auch der LKW-Bauer MAN gefährden die Kultur, die in Jahrzehnten gewachsen ist."

Die Vier-Tage-Woche sei " ein hochinteressantes Feld, solange die Regelung freiwillig bleibt"

Küsten-Bezirksleiter Friedrich sagte, die Reaktionen der Arbeitnehmer auf mögliche Vier-Tage-Wochen seien sehr positiv. Wenn der fünfte Arbeitstag wegfalle, erleichtere dies die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und sei gut fürs Klima, weil ein Tag Pendeln wegfalle.

Zur Vier-Tage-Woche gibt es auch vorsichtig positive Signale mancher Arbeitgeber. "Das ist ein hochinteressantes Feld, solange die Regelung freiwillig bleibt", sagte Luitwin Mallmann, Geschäftsführer von Metall NRW. "Option ist hier das Zauberwort. Anders geht es aus wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht nicht." In Nordrhein-Westfalen wurde 2010 der Tarifvertrag Zukunft in Arbeit vereinbart. Da konnten Betriebe mit Betriebsräten freiwillig vereinbaren, kürzer zu arbeiten. Als Gegenleistung sagten die Betriebe eine Beschäftigungssicherung zu. Nach einer Weile gab es einen Teillohnausgleich - also etwas, das die Arbeitgeber für die aktuelle Tarifrunde bislang nicht offerieren.

Unmittelbar vor der Lohnforderung hatte der designierte Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf gefordert, die Tarifrunde wegen der Corona-Pandemie um einen längeren Zeitraum zu verschieben. Bei den Verhandlungen säßen auf jeder Seite mindestens 20 Leute in einem geschlossenen Raum. "Das lässt sich den Bürgern nicht vermitteln", so Wolf. Dies wies IG-Metall-Chef Hofmann zurück. Man müsse die anstehenden Fragen jetzt lösen und könne dabei durchaus Corona-Erfordernisse berücksichtigen.

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