IG Metall:Fünf Prozent mehr Geld

Schweißer

Jetzt aber ran: Die Mitglieder erwarten viel von ihrer Gewerkschaft.

(Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Die Arbeitgeber der Metallindustrie streben einen günstigeren Tarifabschluss an als im vorigen Jahr und fürchten das neue Streikkonzept der Gewerkschaft. Die IG Metall fordert unterdessen fünf Prozent mehr Gehalt.

Von Detlef Esslinger

Die IG Metall fordert für die 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie fünf Prozent mehr Geld. Das beschloss der Vorstand am Montag in Frankfurt am Main. Damit nahm er Rücksicht auf relativ hohe Erwartungen der Mitglieder. Vor vier Wochen hatte er ihnen noch eine Forderung zwischen 4,5 und 5 Prozent empfohlen, die seither an der Basis diskutiert worden war. Für konjunkturelle Schwarzmalerei bestehe kein Anlass, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. "Die Ertragssituation ist auf ebenso hohem Niveau wie die Beschäftigung."

Es geht in dieser Tarifrunde nur um eine prozentuale Lohnerhöhung, und nicht noch um Zusatzthemen wie Alters- oder Bildungsteilzeit. "Eine reine Entgeltrunde ist normalerweise leichter zu verhandeln" - das sagte Rainer Dulger, der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, am Montag der Süddeutschen Zeitung.

Dennoch werden die Verhandlungen heikel, aus drei Gründen. Erstens haben sich die Arbeitgeber festgelegt, nicht erneut so nachgiebig zu sein wie im vergangenen Jahr. "Einen Abschluss, der nochmals so hoch ist, können wir uns nicht leisten", sagte Dulger. Unter dem Eindruck von Streikdrohungen hatte Gesamtmetall sich damals eine Einmalzahlung von 150 Euro, ein Plus von 3,4 Prozent, neue Regelungen zur Altersteilzeit sowie eine Bildungsteilzeit abringen lassen - und dies alles bei einer Laufzeit von nur 15 Monaten. Der Verband schätzt die Konjunktur deutlich pessimistischer ein als die IG Metall. Außerdem sei die Produktivität seit der Finanzkrise nur um zwei Prozent gestiegen, das Lohnplus aber habe 20 Prozent betragen.

Der zweite Grund, warum die Tarifrunde unkalkulierbar ist, besteht in der neuen Streikstrategie der IG Metall. Auf dem Gewerkschaftstag im Oktober beschloss sie ein Konzept, das nicht nur klassische Warnstreiks vorsieht, sondern auch "24-stündige Tagesstreiks in ausgewählten Betrieben in allen Bezirken als neue Eskalationsstufe". Sie können ohne Urabstimmung ausgerufen werden. So sollen mehr Mitglieder als früher mobilisiert werden - ein Szenario, das viele Firmen schon jetzt fürchten. Mit ihren "Warnstreikexzessen" habe die IG Metall beim letzten Mal ganze Betriebe lahmgelegt, sagte Gesamtmetall-Chef Dulger. "Sollte das neue Konzept noch mehr Streiks zur Folge haben, wäre das eine Katastrophe für unsere Industrie."

Der dritte Grund, der die Verhandlungen erschweren könnte, ist erst kürzlich hinzugekommen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte in der vorvergangenen Woche einen Gesetzentwurf fertiggestellt, der Leiharbeit und Werkverträge neu regeln soll. Gesamtmetall erkannte daraufhin in Person seines Hauptgeschäftsführers an, die Ministerin habe im Vergleich zu einem früheren Entwurf "deutlich nachgebessert". Der Verband ließ erkennen, im wesentlichen nun zufrieden zu sein. Dann aber erweckte er den Eindruck, quasi hinter dem CSU-Beschluss zu stecken, die weitere Beratung des Gesetzes zu stoppen: Der baden-württembergische Metallarbeitgeber-Chef Stefan Wolf sagte der Stuttgarter Zeitung, es sei "sinnvoll, den Entwurf erst mal liegen zu lassen".

Der Streit um das Gesetz zu Leiharbeitern und Werkverträge könnte die Gespräche "belasten"

Wenn man sie nicht zitiert, äußern auch andere Arbeitgeber unverblümt die Hoffnung, dass aus dem Gesetz nichts wird. Dulger entschloss sich am Montag zu einer zweideutigen Wortwahl: "Grundsätzlich sehe ich keine Notwendigkeit für ein solches Gesetz." Aber die Regierung habe sich "dazu entschlossen, und Frau Nahles hat den zweiten Entwurf nun deutlich nachgebessert. Jetzt warten wir's mal ab, wie der Kabinettsbeschluss am Ende aussieht."

Bei der IG Metall wertet man aber auch dies als Versuch, das Gesetz doch noch zu verhindern. Sie verwies aber zunächst nur auf eine Äußerung ihres baden-württembergischen Bezirksleiters Roman Zitzelsberger vom Wochenende. Sollten die Arbeitgeber darauf abzielen, das Gesetz doch noch zu verhindern, werde dies das Klima der Tarifrunde "belasten", sagte Zitzelsberger. Was er konkret meinte, sagte er jedoch noch nicht.

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