Süddeutsche Zeitung

IG Bau:Gewerkschaft streitet vielerorts

Lesezeit: 1 min

IG Bau will für Gebäudereiniger und Bauarbeiter mehr Lohn durchsetzen. Sie spricht von "Tricksereien" und "Lohndrückerei" bei den Gebäudereinigern. Die Arbeitgeber widersprechen.

Vor den nächsten Tarifverhandlungen für 650 000 Gebäudereiniger in Deutschland erhöht die Gewerkschaft IG Bau den Druck. Bei Reinigungsfirmen, die im Auftrag von Kommunen arbeiteten, sei es jüngst vermehrt zu "Tricksereien mit Arbeitsverträgen und Lohndrückerei" gekommen, kritisierte die Gewerkschaft in Frankfurt. In einem Brief an die Bürgermeister der 200 größten Städte hierzulande habe sie auf die Praxis aufmerksam gemacht, die bisher weitgehend unbemerkt von der öffentlichen Hand geschehe.

Bundesweit drängten Arbeitgeber im Gebäudereiniger-Handwerk Beschäftigte dazu, geänderte Arbeitsverträge zu unterschreiben, erklärte Bundesvorstand-Mitglied Ulrike Laux. "Tarifaspekte spielen dabei kaum oder gar keine Rolle mehr." So entfielen beispielsweise Überstundenzuschläge, für Arbeit an Sonn- und Feiertagen gebe es zudem weniger Extra-Vergütung als bisher. Die IG Bau verhandelt mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks über die höheren Vergütungen für Fachkräfte und die Einführung eines Weihnachtsgeldes.

"Die Branchenlöhne steigen tarifvertraglich seit Jahren."

Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks bezeichnete die "Pauschalvorwürfe" der Gewerkschaft als haltlos. "Die Branchenlöhne steigen tarifvertraglich seit Jahren", erklärte Geschäftsführer Johannes Bungart. "Die Arbeitgeber kämpfen für einen neuen Rahmentarifvertrag - und das so schnell wie möglich."

Die IG Bau streitet noch an anderer Stelle. Am Montag wurden in Wiesbaden die Verhandlungen um höhere Mindestlöhne in der boomenden Baubranche fortgesetzt. Die Gewerkschaft und die Bau-Arbeitgeberverbände ZDB und HDB ringen um eine höhere Vergütung für die 820 000 Branchenbeschäftigten. Die IG Bau fordert deutliche Lohnerhöhungen und die Einführung einer zusätzlichen Untergrenze für qualifizierte Fachkräfte im Osten. Eine konkrete prozentuale Forderung stellte die Gewerkschaft nicht. Sie hatte aber angesichts des Immobilienbooms im Vorfeld auf eine "kräftige Anhebung" gepocht. Derzeit gilt im Bauhauptgewerbe ein bundesweiter Branchenmindestlohn von 12,20 Euro je Stunde. Für qualifizierte Beschäftigte im Westen haben Arbeitgeber und Gewerkschaften zudem eine Mindestvergütung von 15,20 Euro vereinbart - diese Stufe fehlt in Ostdeutschland. Die IG BAU will sie auch dort verankern. Laut IG Bau wird etwa jeder fünfte Bauarbeiter in Deutschland nach dem branchenspezifischen Mindestlohn bezahlt. Mit den normalen Lohntarifverhandlungen hat der 1997 eingeführte Mindestlohn nichts zu tun. Die Stundenlöhne in den tarifgebundenen Betrieben beginnen bei 13,77 Euro im Osten und 16,54 Euro im Westen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4612418
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.09.2019 / SZ/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.