Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich auch im August weiter verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland sank auf 86,6 Punkte, von 87,0 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Es war bereits der dritte Rückgang in Folge. Von Reuters befragte Fachleute hatten sogar mit einem Minus auf 86,0 Punkte gerechnet. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage schlechter und auch die Aussichten für die kommenden Monate pessimistischer als zuletzt.
„Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise“, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Vor allem in der Industrie habe die Stimmung merklich nachgelassen. „Die Unternehmen waren deutlich unzufriedener mit den laufenden Geschäften.“ Zudem seien die Erwartungen auf den niedrigsten Stand seit Februar gefallen. „Die deutsche Wirtschaft hat sich in der Stagnation eingerichtet. Wir wandern beim Wachstum schon länger an der Nulllinie entlang“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. „Im dritten Quartal könnte es sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes geben.“
Ein Grund für die Misere: Die Verbraucher halten sich weiter beim Einkaufen zurück und sparen lieber, als ihr Geld in den Geschäften auszugeben. „Der Konsum kommt nicht in die Gänge“, sagte Wohlrabe. „Die Verbraucher trauen dem Rückgang der Inflation noch nicht so richtig.“ Auch die Unternehmen zeigten sich knausrig. „Wir sehen eine Investitionsschwäche“, sagte der Experte. „Die ist getrieben durch wirtschaftspolitische Unsicherheit.“ Viele Unternehmen klagten zudem noch immer über einen Auftragsmangel, und zwar quer durch alle Branchen. Da auch die Exporterwartungen im August gesunken seien, dürfte die Auslandsnachfrage vorerst nicht helfen - trotz der robusten Weltkonjunktur. „Es gibt kaum Lichtblicke“, fasste Wohlrabe zusammen. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib sagte, die maue Stimmung sei vor allem eine Folge der großen Verunsicherung in den Unternehmen. „Rein konjunkturell ist mit der wieder steigenden Kaufkraft zumindest eine moderate, zunächst vor allem vom Konsum gestützte Erholung angelegt.“
Zuletzt hatte bereits die Umfrage unter Einkaufsmanagern für die hiesige Privatwirtschaft den Hoffnungen auf einen Aufschwung einen kräftigen Dämpfer versetzt: Das Barometer rutschte im August noch tiefer unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, wie S&P Global jüngst mitteilte.
Nach einem Anstieg von 0,2 Prozent zu Jahresbeginn, war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni wegen sinkender Investitionen um 0,1 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Die Bundesbank erwartet allerdings derzeit keine Rezession, sondern im laufenden Sommerquartal ein leichtes Plus beim BIP. Das Geschäftsklima der Dienstleister verschlechterte sich laut Ifo, während es beim Handel nach zwei Rückgängen in Folge leicht bergauf ging. Im Bauhauptgewerbe blieb die Stimmung unverändert nüchtern.