Vermögen:Inflation frisst Ersparnisse auf

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Jetzt wird eingekauft, aber teurer als vorher, weil die Preise für viele Produkte gestiegen sind. (Foto: Michael Weber/imago images)

In der Corona-Zeit legten die Deutschen 70 Milliarden Euro zusätzlich auf die hohe Kante. Doch laut Ifo-Institut haben die hohen Preise das Sparpolster aufgezehrt.

Die Inflation hat die in Corona-Zeiten angesammelten Ersparnisse der Deutschen laut Ifo-Institut inzwischen aufgezehrt. "Die Sparpolster aus der Corona-Zeit sind bei vielen Haushalten nunmehr abgeschmolzen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zu der aktuellen Analyse der Bankbilanzen. Gleichzeitig dürften die Verbraucherpreise weiter kräftig steigen. "Damit wird der private Konsum im weiteren Verlauf des Jahres als Konjunkturmotor in Deutschland leider ausfallen", schlussfolgerte Wollmershäuser.

Die Einlagen der privaten Haushalte bei Banken in Deutschland sind zwischen dem zweiten Quartal 2020 und dem ersten Quartal 2021 kräftig angeschwollen. Der Grund: Reisen, Restaurantbesuche und andere Freizeitaktivitäten waren pandemiebedingt nicht oder nur eingeschränkt möglich. Dadurch landete viel Geld auf der hohen Kante. "Legt man die durchschnittliche Sparneigung der fünf Jahre vor Ausbruch der Corona-Krise zugrunde, wurden in dieser Zeit gut 70 Milliarden Euro mehr auf den Bankkonten geparkt als üblich", sagte Wollmershäuser dazu.

Doch diese sogenannten Überschusseinlagen seien bis zum Ende des ersten Quartals 2022 fast vollständig abgebaut. Und im Frühjahr habe sich diese Entwicklung in beinahe unverändertem Tempo fortgesetzt. "Die hohe Inflation dürfte dieses ,Entsparen' der Haushalte maßgeblich getrieben haben", so Wollmershäuser. Während der Konsum in den ersten Monaten des Jahres trotz hoher Inflation noch kräftig ausgeweitet wurde, "zeichnet sich seit Jahresmitte anhand vieler Frühindikatoren ein deutlicher Dämpfer ab".

Die deutschen Verbraucher leiden derzeit unter der höchsten Teuerung seit Jahrzehnten, weil Energie nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine deutlich teurer wurde. Im Juli lagen die Verbraucherpreise 7,5 Prozent über dem Vorjahr, nachdem die Inflationsrate im Mai mit 7,9 Prozent den höchsten Stand seit dem Winter 1973/1974 erreicht hatte. Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket drücken derzeit die Teuerung für die Verbraucher, doch laufen diese staatlichen Hilfen am Monatsende aus. Experten rechnen deshalb im Herbst mit höheren Inflationsraten von um die neun Prozent.

Auch nach Einschätzung der Sparkassen kommt die Mehrheit der Bundesbürger wegen der hohen Inflation zunehmend an finanzielle Grenzen. "Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte - oder mehr - monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen", sagte der Sparkassenverbandspräsident Helmut Schleweis vor wenigen Tagen der Welt am Sonntag. Laut Sparkassen-Vermögensbarometer waren vor einem Jahr lediglich 15 Prozent nicht in der Lage, Geld zurückzulegen.

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