Die chaotische Zollpolitik der US-Regierung, die vielen weltpolitischen Konflikte und eine neue Regierung in Deutschland, die erst Anfang Mai ins Amt kommt und von der unklar ist, wie sie ihre vielen Ausgabenpläne konkret umsetzt: Es kommen derzeit einige Unsicherheitsfaktoren zusammen, und Unsicherheit ist etwas, was Wirtschaftslenker und Investoren traditionell überhaupt nicht mögen.
Vor diesem Hintergrund ist es überraschend, dass der Ifo-Index im April leicht nach oben gegangen ist. Der Index basiert auf einer Umfrage unter etwa 9000 Führungskräften und gilt als wichtiger Indikator für die deutsche Konjunktur. Die Veränderung, die von März auf April zu verzeichnen ist – von 86,7 auf 86,9 Punkte – ist zwar letztlich marginal. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Index, der jeden Monat berechnet wird, jetzt zum vierten Mal hintereinander nach oben gegangen ist. Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 85,2 Punkte gerechnet.
Der vorsichtige Optimismus ist jedoch nicht quer über alle Branchen zu spüren. So trübte sich in der Industrie und im Handel die Stimmung ein. Gerade Unternehmen, die stark von Export abhängen, blicken sehr pessimistisch auf ihr Geschäft. „Das ist ganz klar auf den Zollkrieg zurückzuführen“, sagte Ifo-Umfragenchef Wohlrabe.
Bergauf ging es dagegen in der Baubranche, dort ist der Wert für das Geschäftsklima auf den höchsten Wert seit Mai 2023 gestiegen. „Hier kehrt Hoffnung zurück, auch wegen der geplanten Infrastruktur-Investitionen der künftigen Bundesregierung“, sagte Wohlrabe. Auch im Gastgewerbe hat sich die Stimmung aufgehellt.
Generell gilt: Die Firmen sind weniger skeptisch bei der aktuellen Lage, blicken aber etwas pessimistischer auf ihr künftiges Geschäft. „Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf Turbulenzen ein“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Viele Firmen haben wegen der größeren Unsicherheit außerdem Schwierigkeiten, klare Aussagen über ihre künftige Geschäftsentwicklung zu machen und fahren auf Sicht.
Auch die Bundesbank rechnet für das erste Halbjahr mit einem Auf und Ab der deutschen Konjunktur. „Die Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte sich im ersten Quartal 2025 leicht erhöht haben, könnte im zweiten Quartal aber einen Rückschlag erleiden“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht.
Einige Analysten beurteilen die neuen Ifo-Zahlen trotzdem verhalten positiv. „Es besteht keineswegs ein Grund, in Jubelstimmung zu verfallen. Immerhin scheint es aber nicht so, als gleite die deutsche Wirtschaft aus ihrer ‚Wellblechkonjunktur‘ demnächst in eine schwere Rezession ab“, sagt zum Beispiel Elmar Völker von der LBBW. Ralph Solveen von der Commerzbank betont, dass der moderate Anstieg des Info-Indes Hoffnung mache, „dass sich die Konjunktur in Deutschland im Verlauf dieses Jahres zumindest etwas beleben wird“.