Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai - anders als viele Experten erwartet haben - nicht verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stagniert im Mai auf dem Vormonatswert von 89,3 Punkten, wie das Münchner Wirtschaftsinstitut mitteilt. In den Monaten zuvor war dreimal hintereinander eine Steigerung zu verzeichnen. Von Reuters befragte Fachleute hatten auch für Mai einen Anstieg auf 90,4 Zähler erwartet.
"Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich schrittweise aus der Krise heraus", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Tatsächlich lässt sich aus den Ifo-Daten ein vorsichtiger Optimismus der Unternehmen herauslesen: Sie beurteilten zwar ihre aktuelle Geschäftslage schlechter als zuletzt, ihre Aussichten für die kommenden Monate jedoch günstiger.
Basis des Ifo-Index ist eine Umfrage unter etwa 9000 Führungskräften. Die Situation der einzelnen Branchen stellt sich durchaus unterschiedlich dar. Während sich die Stimmung in Industrie, Handel und Bau erholt, bekommen die Dienstleister einen Dämpfer.
"Es bleibt dabei, dass ein Mini-Wachstum vorerst das Höchste der Gefühle ist", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Belastungen für die deutsche Wirtschaft seien weiterhin Auftragsmangel, Realeinkommensverluste, hohe Zinsen und eine Wirtschaftspolitik, die viele verunsichere.
Elmar Völker von LBBW Research bewertet die Lage etwas positiver. "Die weltwirtschaftliche Lage hat sich stabilisiert, der Inflationsdruck lässt sukzessive nach und die EZB steht kurz vor ihrer ersten Zinssenkung. All dies sind Argumente für Erholung der deutschen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf". Ein Risiko sei jedoch die instabile geopolitische Lage.