Konjunktur:Überraschender Lichtblick für deutsche Wirtschaft

Eisengießerei

Noch am Montag war bekannt geworden, dass der Index der Einkaufsmanager in der Eurozone im September auf ein Sechs-Jahres-Tief gefallen ist - doch der Ifo-Index signalisiert nur eine Verbesserung der Stimmung.

(Foto: dpa)
  • Der vom Ifo-Institut veröffentlichte Index legt überraschend deutlich zu. Das bedeutet, dass Unternehmen derzeit ihre Lage günstiger einschätzen als gedacht.
  • "Der Abschwung macht eine Pause", sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Von Alexander Hagelüken

Die Stimmung in den Unternehmen hat sich im September nach fünf Rückgängen in Folge leicht verbessert. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf 94,6 Punkte von 94,3 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut unter Berufung auf seine monatliche Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilte.

Im August lag das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer noch auf dem niedrigsten Wert seit November 2012. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für diesen Monat mit einem geringeren Anstieg auf 94,4 Punkte gerechnet.

"Der Abschwung macht eine Pause", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten ihre derzeitige Geschäftslage günstiger als zuletzt, ihre Aussichten für die kommenden sechs Monate allerdings etwas skeptischer.

Entsprechend stieg der Teilindex für die Geschäftslage im September auf 98,5 von 97,4 im August. Die Erwartungen hingegen fielen jetzt mit 90,8 etwas schwächer aus als noch einen Monat zuvor (91,3).

Einkaufsmanager fiel zurück

Noch am Montag war bekannt geworden, dass der Index der Einkaufsmanager in der Eurozone im September auf ein Sechs-Jahres-Tief gefallen ist. Nach 51,9 im August steht er nur noch bei 50,4. Der Wert gilt ebenso wie der Ifo-Index als Gradmesser der Unternehmensaktivität.

Notenbanker Mario Draghi warnte, der Eurozone drohe ein "längerer Durchhänger" als noch vor wenigen Monaten gedacht. Der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) rechtfertigte bei einem Auftritt vor dem Europäischen Parlament erneut seine starke Lockerung der Geldpolitik Mitte September, als er unter anderem das Kaufprogramm für Anleihen wiederbelebt hatte. Diese Aktion war auf starke Kritik selbst innerhalb des EZB-Rats gestoßen. Klaas Knot, Chef der niederländischen Notenbank, warnte vor negativen Folgen dauerhafter Niedrigzinsen, etwa sinkender Altersbezüge.

Die wirtschaftliche Abschwächung in Deutschland, der größten EU-Wirtschaftsnation, liefert den zentralen Grund für die Sorgen in der Eurozone. Die deutsche Konjunktur ist gespalten: Während die Binnennachfrage und der Arbeitsmarkt stabil sind, leidet die Industrie unter dem globalen Handelsstreit und dem langsameren Wachstum Chinas.

Viele Ökonomen erwarten, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Quartal von Juli bis einschließlich September ebenso schrumpft, wie im vorangegangenem. Die führenden wirtschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland legen kommende Woche ihre Herbstprognose vor. Zuletzt hatten eine ganze Reihe von Instituten ihre Prognose nach unten korrigiert. So erwartet das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) und das Essener RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung für dieses Jahr lediglich ein Wachstum von 0,4 Prozent. Zum Vergleich: 2018 nahm das Bruttoinlandsprodukt noch um 1,5 Prozent zu.

Auch für 2020 sind die Ökonomen inzwischen skeptischer. So rechnet das IfW nur noch mit ein Prozent Wachstum, wobei fast die Hälfte auf eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Arbeitstagen zurückgeht.

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