Ifo-Geschäftsklima-Index für August:"Wirtschaft im stabilen Sommerhoch"

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Die Industrie jubelt und der Einzelhandel jammert einmal nicht: Wirtschaftsforscher Sinn sieht bei der Vorstellung des Ifo-Index kein Ende des konjunkturellen Sommers, obwohl genau das erwartet worden war.

Die Stimmung der deutschen Unternehmer ist glänzend. Der vom Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo veröffentlichte Geschäftsklimaindex stieg leicht und verstärkte damit sein deutliches Plus vom Juli. Das Erfreuliche: Nach der unerwartet starken Vorgabe des Vormonats hatten die Experten nun mit einem leichten Rückgang gerechnet - doch der blieb aus.

Der Ifo-Index ist unerwartet gestiegen: Die Wirtschaft brummt. (Foto: dpa)

Die Firmen beurteilten ihre Geschäftslage im August insgesamt erneut positiver als im Vormonat, erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn: "Die Deutsche Wirtschaft ist im stabilen Sommerhoch."

Der Ifo-Geschäftsklimaindex, eine Befragung unter 7000 Unternehmern, gilt als wichtiger Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Gegenüber dem Juli legte der Index um 0,5 Punkte auf jetzt 106,7 Punkte zu. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten mit einem Rückgang auf 105,7 Zähler gerechnet.

Im Vormonat war der Index schon unerwartet stark um 4,4 Punkte gestiegen und hatte damit den höchsten Wert seit dem Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise erreicht.

Eintrübung im Baugewerbe

Der Teilindex für die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen stieg im August im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Punkte auf 108,2. Der Teilindex für die geschäftlichen Erwartungen im kommenden halben Jahr reduzierte sich dagegen leicht um 0,4 Punkte auf 105,2, teilte das Ifo mit.

Weiter nach oben getrieben wurde der Index im August den Angaben zufolge durch das erneut günstigere aktuelle Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel.

Industriefirmen berichteten von einer besseren Lage als im Juli und seien auch mit Blick auf die Entwicklung der kommenden sechs Monate weiterhin sehr zuversichtlich, erklärte das Institut.

Auch die Einzelhändler berichteten von einer besseren Geschäftssituation und steigenden Erwartungen. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe und im Großhandel trübte sich dagegen etwas ein. Die dort aktiven Unternehmen schätzten ihre Lage schlechter ein als im Juli. Auch die Geschäftentwicklung im kommenden halben Jahr wurde dort nicht mehr so positiv gesehen wie im Vormonat.

Ökonomen positiv überrascht

Ökonomen bewerteten die neuen Umfrageergebnisse positiv, rechnen nun aber endgültig nicht mit einer Fortsetzung des Stimmungshochs. "Der Stimmungshöhepunkt dürfte bald erreicht sein", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. Nach dem starken Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und dem vermutlich sehr guten Jahresergebnis sei dies aber nicht verwunderlich. "Von diesem Gipfel kann es eigentlich nur abwärts gehen."

Aktuelle Ängste vor einem Rückfall der Weltwirtschaft in die Rezession prallen an der deutschen Wirtschaft augenscheinlich vollends ab, kommentierte die Postbank.

Trotzdem rechnen die meisten Volkswirte mit einem moderateren Wachstumstempo im zweiten Halbjahr. Vor allem die schwächere Entwicklung der globalen Konjunktur dürfte an der exportorientierten deutschen Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen, wie die Commerzbank unterstreicht.

An den Märkten zeigten sich deutliche Reaktionen: Der Euro legte kräftig zu und stieg mit 1,2725 US-Dollar auf sein Tageshoch. Auch der deutsche Aktienmarkt konnte von den Zahlen profitieren, allerdings nur kurzzeitig. Die Rentenmärkte reagierten nach starken Kursgewinnen an den Vortagen mit deutlichen Abschlägen

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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