Einem ARD-Bericht zufolge kämpft die Deutsche Bahn mit gravierenden Mängeln. Gerade einmal 20 Prozent aller ICE seien "vollständig funktionsfähig". Dies gehe aus Aufsichtsratsunterlagen der DB-Tochter Fernverkehr hervor, die dem Magazin Kontraste vorliegen.
In den Instandhaltungswerken der Bahn seien zwar seit dem Jahr 2016 deutlich mehr Züge mit Schäden abgearbeitet worden, die Steigerung betrage 45 Prozent. Gleichzeitig aber seien in den Werkstätten deutlich mehr Züge als früher mit Schäden eingetroffen. Der Anstieg sei so stark, dass an einigen ICE nur die sicherheitsrelevanten Reparaturen durchgeführt würden. Andere Mängel - kaputte Toiletten, Klimaanlagen oder Kaffeemaschinen - würden nicht behoben. Die Zahl der Züge, die die Werkstatt mit Defekten verließen, liege bei 17 Prozent, berichtet die ARD.
Die Bahn will ihr Pünktlichkeitsziel nun erst sieben Jahre später erreichen
Des Weiteren verabschiede sich die Bahn von ihrer angestrebten Pünktlichkeitsquote. 82 Prozent aller Züge sollten demnach im Jahr 2018 pünktlich ankommen. Dieses Ziel solle nun erst im Jahr 2025 erreicht werden, heißt es in dem Bericht. Aktuell kämen 73 Prozent aller Züge pünktlich.
Eine wichtige Ursache dafür seien heftige Personalengpässe. So fehlten der Bahn über 5000 Mitarbeiter, etwa Lokführer, Instandhaltungskräfte und IT-Spezialisten. Ein Beispiel für den Zusammenhang zwischen fehlendem Personal und sich häufenden Verspätungen: Zahlreiche Züge seien mit "umgekehrter Wagenreihung" unterwegs. Dies liege daran, dass es zu wenige Bereitschaftslokführer gebe, die nachts in den Bahnhöfen sogenannte "Drehfahrten" mit den Zügen unternähmen.
Die umgekehrte Wagenreihung sorge häufig für Verwirrung bei den Fahrgästen, beim Einsteigen komme es teilweise zu chaotischen Szenen. Dadurch verzögere sich oftmals die Weiterfahrt.