Süddeutsche Zeitung

IAA:Tesla pfeift auf die IAA

  • Der Elektroauto-Hersteller Tesla mischt mit seinen Fahrzeugen die Autoindustrie auf. Beim wichtigsten Branchentreffen fehlt das Unternehmen allerdings.
  • Dass Tesla die IAA sausen lässt, bestätigt einen Trend: Die wichtigen Innovationen gibt es inzwischen oft anderswo zu sehen.

Von Max Hägler

Überprüfen lässt es sich nur schwer, aber man kann wohl sagen: Tesla ist für jeden, der sich mit Autos beschäftigt, eines der spannendsten Unternehmen. Gesteuert von dem Visionär Elon Musk, der auch noch Mondraketen bauen lässt, mischt diese US-Elektroautofirma die Branche auf. Gerade hat die Fertigung des Model 3 begonnen - ein Angriff auf den 3er von BMW, auf die C-Klasse von Daimler, auch auf den VW Passat.

Allerdings: Im September, auf der IAA, der Internationalen Automobilausstellung, wird der Wagen nicht zu sehen sein. Tesla hat die Teilnahme in Frankfurt abgesagt - wie zuvor auch schon andere Hersteller. "Wir bewerten jedes Event, um den besten Weg zur Interaktion mit unseren Kunden zu finden", erklärte eine Sprecherin des US-Unternehmens. Tesla sei kein traditioneller Autohersteller und nicht auf Branchenevents fixiert. Da schwingt mit: Die Deutschen sind eben nicht cool genug.

Der Käfer feierte hier Premiere, der 911 - dieses Jahr geht es weniger interessant zu

Wobei die IAA ein bisschen mehr ist als irgendein Branchenevent. Bei der ersten Auflage im Jahr 1897 zeigten Gottlieb Daimler und Carl Benz ihre Wagen, die Grundlage waren für den Aufstieg Deutschlands zur Autonation. Heute veranstaltet der von Matthias Wissmann geführte Lobbyverband VDA alle zwei Jahre die Autoschau, die gern als Leitmesse der Branche bezeichnet wird. Die Urform des VW Käfers feierte hier Premiere, der KdF-Wagen. Und der Mini, als er noch dieses lustige, kleine Wägelchen war. Der Porsche 911. Der Toyota Prius. Und dieses Jahr? Geht es nicht ganz so interessant zu.

Der neue Audi A8 etwa, ein beinahe schon roboterartiges Auto, wird zu sehen sein. Das Premierenbrimborium allerdings haben die Ingolstädter verlegt. Vor wenigen Wochen feierten sie den Wagen in Barcelona, auf einem eigenen Termin. Und folgen damit einem Trend. Die IAA mit ihren vielen Hallen und Autoherstellern ist mittlerweile so groß, dass der einzelne untergeht. Dazu kommt: Das Auto ist immer öfter ein fahrender Computer mit allerlei Unterhaltungszeug. Deswegen buchen auch die Deutschen immer öfter Platz auf Computer-Messen wie der CES in Las Vegas - und treffen dort auf Tesla. Verzichten wolle man aber nicht auf die klassischen Shows in Frankfurt, Detroit, Paris, Genf oder Shanghai, hört man von den deutschen Konzernen: Wer Autos baut, müsse sich treffen, mit Kunden, mit seinesgleichen. Auch wenn manche fehlen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3620579
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.08.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.