Hybridluftschiff:"Fliegender Hintern" auf dem Jungfernflug

Gut 90 Meter lang, mehr als 40 Meter breit: Großbritannien hat ein gigantisches Luftgefährt entwickelt. Der Airlander 10 sieht aus wie ein gewöhnliches Luftschiff, ist aber keines.

Von Hans von der Hagen und Vivien Timmler

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Hybrid Air Vehicles Ltd.'s Airlander 10 Hybrid Airship Performs Its First Test Flight

Quelle: Simon Dawson/Bloomberg

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Der Airlander 10 ist ein Hybridluftschiff, eine Mischung aus Flugzeug, Luftschiff und Hubschrauber. Er hält sich einerseits mit Helium in der Luft, andererseits erzeugt er aber auch Auftrieb durch die Rumpfoberfläche, die kleinen Tragflächen und schwenkbare Propeller.

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Quelle: Justin Tallis/AFP

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Gebaut wurde der Airlander von der britischen Firma Hybrid Air Vehicles. Mit 92 Metern ist er um 15 Meter länger als die größte Passagiermaschine. Die Breite beträgt 43,5 Meter, die Höhe 26 Meter. So gewaltig der Airlander 10 schon ist - er soll mit einem Airlander 50 noch einen größeren Bruder bekommen. Der misst dann knapp 120 Meter.

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Quelle: Yui Mok/AP

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Am Mittwoch hatte der Airlander 10 seinen Jungfernflug. Eigentlich sollte der schon am Sonntag stattfinden, doch technische Probleme verhinderten das Abheben. Getauft wurde das Gefährt schon im April auf den Namen Martha Gwyn. So heißt auch die Frau des Chefs der Entwicklerfirma Hybrid Air Vehicles. Natürlich nennt es kein Mensch so. Die Briten sprechen vom "flying bum" - vom fliegenden Hintern.

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Quelle: Justin Tallis/AFP

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Der Airlander 10 schafft eine Reisegeschwindigkeit von 148 Stundenkilometern, kann aber auch sehr langsam vor sich hin bummeln. Transportieren darf er zehn Tonnen, alternativ kann er aber auch zur Überwachung in der Luft eingesetzt werden. Unauffällig ist die dann zwar nicht, dafür vermag das Hybridluftschiff fünf Tage ohne Unterbrechung in der Luft zu bleiben, unbemannt sind es sogar zwei Wochen.

The Airlander 10 hybrid airship undergoes checks before its maiden flight at Cardington Airfield in Britain

Quelle: REUTERS

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Ein Vorgängermodell wurde ursprünglich von den US-Streitkräften zusammen mit dem Rüstungskonzern Northrop Grumman entwickelt. Doch später winkte die Army ab - darum entwickelten es die Briten mit öffentlichem und privatem Geld weiter. Auch Bruce Dickinson, Sänger bei Iron Maiden und Hobbypilot, beteiligte sich an den Kosten. Dickinson verglich vor ein paar Jahren den Airlander 10 mit dem Fantasieflugzeug Thunderbird 2 aus der gleichnamigen britischen Fernsehserie. Nun kann er es fliegen. Allerdings im Vergleich zum Thunderbird 9852 Stundenkilometer langsamer.

Computeranimation eines Frachtzeppelins

Quelle: dpa

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Näherliegender ist ein Vergleich mit Cargolifter. Die deutsche Firma begann in den neunziger Jahren mit der Entwicklung eines gewaltigen Luftschiffs, das bei einer Länge von 240 Metern Lasten von bis zu 160 Tonnen transportieren sollte (im Bild eine Computersimulation). Doch über das Versuchsstadium kam die Firma nicht hinaus: Gebaut wurde ein kleines Luftschiff namens Joey, das etwa 150 Kilo heben durfte. Dann ging die Firma pleite.

Zeppelin LZ 129 'Hindenburg' vor der Landung in Frankfurt, 1936

Quelle: Sueddeutsche Zeitung Photo

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Ein Meilenstein der internationalen Luftschiff-Geschichte war stattdessen die "Hindenburg", die im Jahr 1936 ihren Jungfernflug hatte. Der nach dem deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannte Zeppelin galt als Meisterwerk, diente zugleich aber auch als Propagandamaschine der Nationalsozialisten. Seine Geschichte endete schnell und tragisch: Beim Landeanflug auf Lakehurst bei New York ging das Luftschiff am 6. Mai 1937 in Flammen auf. 36 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.

Aufstieg des ersten Zeppelin-Luftschiffes "LZ 1", 1900

Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo

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Das erste Zeppelin-Luftschiff "LZ 1" stieg bereits am 2. Juli 1900 in die Luft. Der Flug dauerte allerdings nur eine gute Viertelstunde, dann brach der Hebel eines Laufwerks ab und das Luftschiff musste kehrtmachen. Seine damalige Geschwindigkeit: Neun Meter pro Sekunde.

Luftschiff Graf Zeppelin

Quelle: dpa/dpaweb

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Ihre Hochzeit erlebte die zivile Zeppelin-Luftfahrt in Deutschland erst nach dem Ersten Weltkrieg. Mit dem Luftschiff "Graf Zeppelin" schrieb Hugo Eckener, der Nachfolger des 1917 gestorbenen Firmengründers Ferdinand Graf Zeppelin, schließlich Geschichte. Er wollte beweisen, dass Luftschiffe Flugzeugen überlegen seien und mit einem von ihnen die Globus umrunden. Er schaffte es in 20 Tagen einmal um die Welt. Insgesamt hob die 236 Meter lange "Graf Zeppelin" 590 Mal ab. Neben der Weltumrundung kam es dabei auch zu einer Expedition in die Arktis.

© SZ.de/sry
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