Der Brief von der HUK-Coburg kommt Anfang Juni, kurz nachdem die gigantische Software-Panne bei der Deutschen Bank bekannt wird. Sie hatte Abbuchungen doppelt vorgenommen, viele Kunden konnten kein Geld mehr abheben.
Sven F., schon lange Kunde bei dem Coburger Versicherer, hat seither zwei Gründe, an den IT-Fähigkeiten von Finanzunternehmen zu zweifeln. "Leider ist uns bei der letzten Beitragsabrechnung zu Ihrer Wohngebäudeversicherung ein Fehler unterlaufen", schreibt ihm die HUK. "Die Beitragsrechnung sollte den auf Grund des neuen Anpassungsfaktors und der Beitragserhöhung für das Risiko 'Leitungswasser' geänderten Jahresbeitrag ausweisen." Und weiter: "Wegen eines Programmfehlers haben wir die Beitragserhöhung jedoch nicht berücksichtigt." In Kürze werde eine berichtigte Rechnung folgen.
Der Vorgang erinnert an andere IT-Pannen bei Versicherern. Bestimmte Programme der Ergo liefern seit 2012 falsche Ergebnisse für Auszahlungen an Lebensversicherungskunden - mal zu wenig, mal zu viel, mal wenige Euro, mal Tausende. Da sind Privatkunden der Talanx, die unter Uralt-Systemen leiden. In der Kfz-Versicherung geht das so weit, dass die Polizei bei Talanx versicherte Fahrzeuge stilllegt, weil der Versicherer die Bescheinigungen nicht an die Behörden verschickt hatte.
Verglichen damit geht es bei der HUK um einen kleinen Fehler, der dennoch sehr ärgerlich ist. "Es handelt sich um einen Programmfehler bei bestimmten Verträgen", sagt ein Sprecher. 630 Kunden seien betroffen. Über die Höhe der zu wenig berechneten Beiträge will er nichts sagen. Auch den Ablauf kommentiert er nicht: falsche Abrechnung, dann der Brief, der über den Fehler unterrichtet, ohne den neuen Betrag zu nennen. Und der ziemlich geschraubt daherkommt: "Auf Grund des neuen Anpassungsfaktors und der Beitragserhöhung für das Risiko 'Leitungswasser'" - wer kann das verstehen?
Bis heute haben Betroffene den Nachtrag nicht erhalten. "Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass Banken und Versicherer richtig rechnen", sagt Sven F. Das sei jetzt anders.