Hugendubel:Bücher zur Selbstbedienung

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Der Münchner Buchhändler Hugendubel gestaltet seine Shops bei Karstadt neu - und streicht dabei auch Arbeitsplätze.

Von Kirsten Bialdiga und Dieter Sürig, Düsseldorf/München

Der Eingangsbereich großer Buchhändler ist bei Verlagen begehrt: Dort findet der Kunde die Titel der Bestsellerlisten, aber auch Bücher, die noch zu Verkaufsschlagern werden könnten. Die richtige Platzierung ist das A und O beim Marketing. Im Fachjargon heißen solche Bücher dann "Selbstläufer". Will heißen: Der Verkauf funktioniert meist ohne Fachberatung.

Der Münchner Buchhändler Hugendubel hat dieses Konzept jetzt bei Karstadt zum Geschäftsmodell erklärt. Er will mittelfristig bis zu 37 Karstadt-Filialen und perspektivisch sogar alle Warenhäuser mit überschaubaren Buchhandelsflächen ausstatten. Bis zum Weihnachtsgeschäft sollen es erst einmal an die 20 werden. Auf etwa 30 Quadratmetern sollen die Kunden ein Kernsortiment vorfinden. "Wir werden dort eine ausgewählte aktuelle und relevante Auswahl anbieten, die über alle Bereiche geht. Also nicht nur Bestseller, aber auch keine Resterampe", sagte Geschäftsführer Maximilian Hugendubel der Süddeutschen Zeitung. Nur: Verkäufer soll es dort nicht geben. "Wir stellen den Kunden ein Selbstbedienungskonzept zur Verfügung. Die relevanten Titel werden bei uns heute schon im Eingangsbereich überwiegend ohne Beratung gekauft", sagte er.

"Buchhandlungen ohne Buchhändler", war am Donnerstag die sarkastische Reaktion des Betriebsrats im Internet. Zumal mit der neuen Kooperation auch Arbeitsplätze an bereits seit Jahren bestehenden größeren Hugendubel-Standorten in Karstadt-Häusern gestrichen werden sollen.

Maximilian Hugendubel zufolge sollen acht dieser 18 bereits bestehenden Hugendubel-Flächen bei Karstadt geschlossen und umgewandelt werden. Davon seien 37 Hugendubel-Mitarbeiter betroffen. "Wir werden zusammen mit dem Betriebsrat einvernehmliche Lösungen suchen. Zum größten Teil werden wir sie in anderen Filialen weiter beschäftigen können, das geht aber leider nicht immer." Die übrigen zehn Standorte mit 86 Mitarbeitern inklusive des Luxus-Kaufhauses Kadewe sollen in der jetzigen Form beibehalten werden und weiterhin das größere Sortiment anbieten. Unabhängig von Karstadt betreibt Hugendubel deutschlandweit derzeit 90 Filialen. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen allerdings einige Geschäfte schließen müssen.

Der kriselnde Karstadt-Konzern stellt damit sein eigenes Buchgeschäft zum Ende des Geschäftsjahres am 30. September komplett ein. Hugendubel nehme Karstadt künftig alles ab - vom Einkauf über die Logistik bis hin zur Warenpräsentation in der Filiale, teilte die Warenhauskette mit. Karstadt-Chef Stephan Fanderl hatte im Frühjahr angekündigt, vermehrt externe Partner auf die Flächen zu holen. Das hat diverse Vorteile: Der Konzern kann dadurch Geschäftsrisiken verringern, das Angebot dabei aber verbreitern und zugleich seine Verkaufsflächen gut ausnutzen.

Die Warenhauskette, die 2014 von dem österreichischen Investor René Benko übernommen wurde, kämpft nach wie vor mit Verlusten. Für dieses Geschäftsjahr hat Fanderl aber ein Ergebnis angekündigt, das sich der schwarzen Null nähern soll. Und im kommenden Jahr sollen die Kaufhäuser schwarze Zahlen schreiben.

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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