HSH Nordbank:Mysteriöse Kündigung

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Die diversen Affären bei der HSH Nordbank beschäftigen etliche Ermittler, und das schon seit vielen Monaten. Jetzt muss Justiziar Gößmann gehen - er war einer der engsten Mitarbeiter des Ex-Chefs Nonnenmacher.

K. Läsker und K. Ott

Zwei Untersuchungsausschüsse versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, und gleich drei Staatsanwaltschaften sind tätig. Die diversen Affären bei der HSH Nordbank beschäftigen etliche Ermittler, und das schon seit vielen Monaten. Jetzt hat die Staatsbank erstmals einem Manager gekündigt. Chefjustiziar Wolfgang Gößmann, dessen Name in mehreren Affären wiederholt gefallen ist, muss gehen.

Skandalbank HSH -das Geldhaus aus dem Norden kommt nicht zur Ruhe. (Foto: dpa)

Er ist bereits seit Sommer vergangenen Jahres vom Dienst freigestellt. Die HSH erhebt in der Kündigung allerdings keinerlei Vorwürfe gegen Gößmann. Nach Angaben aus Bankkreisen handelt es sich vielmehr um eine ordentliche und fristgemäße Kündigung zum September 2011. Bis dahin muss der Jurist dem Vernehmen nach auch nicht mehr in der HSH erscheinen und seinen Dienst verrichten. Er bleibt freigestellt. Die Bank bestätigte auf Anfrage Gößmanns Kündigung, nannte aber keinerlei Details.

Gößmann war einer der engsten Mitarbeiter von Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher, von dem sich die HSH ebenfalls trennt. Nonnenmacher erhielt allerdings keine Kündigung; vielmehr wird sein Vorstandsvertrag aufgehoben und mit mehreren Millionen Euro ausbezahlt. Sein Nachfolger ist der Investmentbanker Paul Lerbinger, der vor wenigen Tagen zur HSH kam und im April den Vorstandsvorsitz übernimmt. Es ist der gegenwärtig einzige Wechsel in der ersten Reihe. Und von den Führungskräften aus der zweiten Ebene trifft es nur Gößmann, obwohl dort mehrere Manager in einige der Affären verwickelt sein sollen.

In der Nordbank und deren Umfeld sind widersprüchliche Einschätzungen zu Gößmanns Kündigung zu hören, die das Vorgehen gegen den Chefjustiziar ziemlich mysteriös machen. Einerseits wird erzählt, es sei "menschlich total bitter", was ihm widerfahre. Andererseits wird darauf hingewiesen, dass Gößmann bei einem Fall in der Türkei, der die HSH etliche Millionen Euro gekostet habe, möglicherweise seine Dienstpflichten verletzt habe. Deshalb sei eine weitere Zusammenarbeit mit dem Juristen nicht mehr zumutbar. Ob Gößmann tatsächlich gegen seine Dienstpflichten verstoßen habe und deshalb eventuell sogar Schadenersatz von ihm zu fordern sei, müsse aber erst noch geprüft werden. In der Kündigung ist dem Vernehmen nach aber keine Rede von Vorwürfen.

Die HSH hatte im Verlauf eines Rechtsstreits mit einem türkischen Reeder, bei dem mehr als 100 Millionen Euro auf dem Spiel standen, die auch anderweitig für die Nordbank tätige Sicherheitsfirma Prevent eingeschaltet. Prevent kassierte nach einem zwischenzeitlichen Erfolg bei der türkischen Justiz gegen den Reeder eine Prämie von 3,6 Millionen Euro, die allerdings zu Unrecht ausgezahlt worden sein soll. Das kam bei internen Untersuchungen heraus. Prevent ist in mehrere HSH-Affären verwickelt. Mit dem Fall in der Türkei und der Beauftragung von Prevent waren mehrere HSH-Manager befasst, der Vorstand war informiert. Gößmann ist bislang die einzige Führungskraft, gegen die vorgegangen wird - ohne Angabe von Gründen.

Dem Chefjustitiar wird intern sogar bescheinigt, seine Kündigung habe nichts mit anderen prekären Fällen zu tun, in denen missliebigen Managern an den Haaren herbeigezogene Vorwürfe untergeschoben worden waren, um sie feuern zu können. Diese Manager sind inzwischen rehabilitiert worden. Ob das auch bei Gößmann erfolgen wird, bleibt abzuwarten.

© SZ vom 11.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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