HSH Nordbank:Hamburg und Schleswig-Holstein werden ihr "Milliardengrab" los

HSH-Nordbank in Hamburg und Kiel

Eine Milliarde Euro zahlen die Investoren aus den USA und Großbritannien für die HSH Nordbank.

(Foto: REUTERS)
  • Hamburg und Schleswig-Holstein werden ihre marode Landesbank los.
  • Die HSH Nordbank gehört künftig einem Konsortium rund um die US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C.Flowers.
  • Es ist das erste Mal, dass die Privatisierung einer Landesbank gelingt. Der Kaufpreis soll bei rund einer Milliarde Euro liegen.

Von Angelika Slavik, Kiel, und Meike Schreiber, Frankfurt

Für die HSH Nordbank gab es im Lauf der Jahre viele blumige Beschreibungen. Mit Abstand am häufigsten gebraucht: "Milliardengrab". Als Hamburg und Schleswig-Holstein im Jahr 2003 ihre Landesbanken fusionierten, entstand daraus die HSH Nordbank. Sie wurde, zwischenzeitlich, einer der größten Schiffsfinanzierer der Welt. Und danach wurde sie eines der größten Desaster, das diese beiden Länder je gesehen hatten. Politisch. Und wirtschaftlich.

An diesem Mittwoch nun bekommt die HSH Nordbank neue Eigentümer. Die Finanzinvestoren Cerberus und J.C.Flowers zahlen eine Milliarde Euro für das Institut, so beschlossen es die beiden Landesregierungen in einer gemeinsamen Kabinettssitzung in Kiel am Vormittag. J.C. Flowers war bereits zuvor an der HSH beteiligt. Es ist das erste Mal, dass die Privatisierung einer Landesbank gelingt. Und noch vor einem Jahr hätten sich nur wenige Menschen vorstellen können, dass es ausgerechnet die HSH ist, für die ein privater Investor Geld bezahlt - freiwillig.

Denn die HSH hatte sich übernommen: Das einst kleine Landesinstitut lehnte sich vor allem bei Schiffsfinanzierungen weit aus dem Fenster und investierte im großen Stil in US-Subprime-Kredite. Dann kam die Finanzkrise, die Schiffsbranche litt zusätzlich auch noch unter hausgemachten Problemen und geriet heftig in Schieflage. Die Folge: erst verursachten US-Immobilienkredite große Verluste; später wurden auch noch viele Schiffsfinanzierungen marode. Die HSH musste von den Ländern vor der Pleite gerettet werden. Diese Milliardenhilfen genehmigte die EU nur unter der Auflage, dass die Bank bis Ende Februar 2018 verkauft werden müsse. Wäre der Verkauf bis zum heutigen Mittwoch nicht zustande gekommen, hätte das Institut abgewickelt werden müssen. 2000 Mitarbeiter hätten dann ohne Jobs da gestanden - und die Steuerzahler wären wohl auf weiteren Kosten sitzen geblieben, wie einst bei der West LB aus Düsseldorf.

HSH soll Geschäftsbank für Unternehmen im Norden werden

Richtig gut war die Stimmung aber trotzdem nicht in Kiel: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sagte, es sei "ein schwerer Tag". Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz verkündete, gefragt nach seinem Gemütszustand: "Klar ist, wir gehen jetzt nicht mehr in die Knie." Denn zwischenzeitlich waren die Risiken aus der HSH für die Länder als existenzbedrohend eingestuft worden. Mit dem Verkauf endet auch die sogenannte Sunrise-Garantie im Volumen von enormen zehn Milliarden Euro, mit der die Länder für Verluste aus den Altgeschäften haften. Diese zehn Milliarden werden als Verlust realisiert. Das ist bitter - aber Hamburg und Schleswig-Holstein sind das HSH-Problem damit los.

Während des Verkaufsprozesses hatten mehrere Bieter ihre Angebote mehrfach nachgebessert. Dass aus der Debakelbank doch noch ein begehrtes Kaufobjekt werden konnte, liegt an der Strategie des HSH-Vorstandschefs Stefan Ermisch: Quasi im Wochentakt verkaufte die HSH faule Kredite, um die Risiken zu reduzieren. Für die Verluste daraus nutzte er die Bilanzgarantie der Länder. Künftig will die Bank ihr Geld übrigens nicht mehr mit komplizierten Finanzprodukten verdienen. Sondern als Geschäftsbank für Unternehmen im Norden. Beinahe wie, nun ja, eine Landesbank.

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