Süddeutsche Zeitung

HP verklagt Ex-Chef Hurd:Zur Verschwiegenheit verdammt

Jeder Mensch trägt ein Geheimnis mit sich herum, Topmanager dazu aber auch noch brisante Firmeninformationen: Mark Hurd, bei Hewlett Packard geschasst und frisch bei Oracle unter Vertrag, hat eine Klage am Hals.

Zoff um Mark Hurd: Der Wechsel des geschassten Hewlett-Packard-Chefs (HP) zu Oracle erhitzt die Gemüter. Der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard befürchtet, dass der konkurrierende Softwarekonzern durch den unrühmlich davongejagten 53-Jährigen an brisante Firmengeheimnisse gelangen könnte - und hat nun eine Klage gegen Hurd eingereicht. Nur wenige Stunden nachdem der seinen neuen Job als einer von zwei Präsidenten bei Oracle angetreten hatte.

Hurds HP-Auflösungsvertrag enthält eine Klausel, die ihn zwei Jahre lang zur Verschwiegenheit verpflichtet. Oracle, der weltweit drittgrößte Softwarehersteller, ist sowohl Partner als auch Rivale von HP. Zuletzt hatte Hurd sich vor einem Monat vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet, als er HP wegen falscher Spesenabrechnungen und der Liaison mit einer externen Mitarbeiterin verlassen musste. Im Gegenzug bekam er ein stattliches Abfindungspaket im Wert von rund 35 Millionen Dollar.

Die beiden Konzerne bekriegen sich bei Großrechnern, wie sie in Firmen oder im Internet eingesetzt werden. Oracle, eigentlich der Erzrivale des deutschen Unternehmenssoftware-Herstellers SAP, hatte den Server-Spezialisten Sun übernommen und war damit auch ins Hardwaregeschäft eingestiegen. Oracle-Chef Larry Ellison machte keinen Hehl daraus, dass er Hurd gerade wegen dessen Erfahrung im Computergeschäft geholt hat.

Die Oracle-Präsidenten führen maßgeblich das Tagesgeschäft, aus dem sich der 66-jährige Firmengründer Ellison weitgehend zurückgezogen hat. "Es gibt keine Führungskraft in der IT-Welt mit mehr einschlägiger Erfahrung als Mark", lobte Ellison. Die Börsianer sahen das genauso: Die Aktie zog im Tagesverlauf um mehr als sechs Prozent an.

Hurd gilt als einer der besten Manager in der Technologiebranche. Er hatte HP durch Zukäufe im hochprofitablen Servicegeschäft massiv vergrößert und damit das Unternehmen fast schadlos durch die Wirtschaftskrise gesteuert. Seine gleichzeitige Berufung in den wichtigen Verwaltungsrat von Oracle befeuerte sogleich Spekulationen, Hurd könne eines Tages an die Spitze des IT-Giganten vorrücken und Ellison beerben.

Die Klage, die HP am Dienstag vor einem Gericht im kalifornischen Santa Clara einreichte, hat auch eine persönliche Note: Ellison gilt als guter Freund von Hurd und hatte den Rauswurf des Managers öffentlich kritisiert. "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple-Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben", schrieb der für seine Verbalattacken bekannte Ellison Anfang August in einer E-Mail an die New York Times.

Hurd war über seine Beziehung zu der ehemaligen externen Mitarbeiterin Jodie Fisher gestolpert, die bei Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen auftrat. Er hatte sie des Öfteren auf Firmenkosten zum Essen ausgeführt. Sie behauptete später, er habe sie sexuell belästigt. Diese Vorwürfe bestätigten sich allerdings nicht, man einigte sich auf einen Vergleich. Wegen der falschen Spesenabrechnungen musste Hurd dennoch gehen. Die Geschichte kochte auch deshalb hoch, weil die Frau in den neunziger Jahren in einer Reihe von Erotikfilmen mitgespielt hatte.

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