Süddeutsche Zeitung

Hotelgruppe Steigenberger:Eine edle Kollektion

Steigenbergers neuer Chef Arno Buijs verordnet der traditionsreichen deutschen Hotelmarke vor allem eines: Wachstum. Dafür will er auch gerne zukaufen.

Michael Kuntz

Der Führungswechsel bei Steigenberger an diesem 1. Juli bedeutet für den 80 Jahre alten Hotelkonzern eine Zäsur. Denn mit dem gebürtigen Niederländer Arno Buijs, 45, übernimmt ein Manager den Vorstandsvorsitz, der das Vertrauen besitzt von Hamed El Chiaty. Der ägyptische Geschäftsmann ist seit September vorigen Jahres Hauptaktionär der deutschen Hotelgesellschaft. Ihm gehört die Travco Group, das größte Touristikunternehmen in Ägypten. Es ist auch in den Golfstaaten aktiv und Partner des Reiseveranstalters Tui seit 15 Jahren.

"Steigenberger ist eine große Hotellerie-Marke, aus der wir mehr herausholen wollen", sagte Arno Buijs im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Wie er das genau machen will, könne er naturgemäß beim Amtsantritt noch nicht sagen. Nach den Gesprächen des von NH Hoteles zu Steigenberger gewechselten Managers mit Hamed El Chiaty stehe ein Ziel allerdings bereits fest: Wachstum.

Dann muss sich also niemand von den heute 6000 Beschäftigten bei Steigenberger und seiner Zweitmarke Intercity Sorgen machen? "Menschen, die gut hineinpassen in ein Unternehmen, das wachsen will, brauchen sich nie Sorgen zu machen um ihre Position", antwortet Buijs, der nach seiner Ausbildung an einer Schweizer Hotelfachschule einige internationale Beherbergungskonzerne von innen kennengelernt hat: Hilton, Dorint, Maritim, Radisson SAS, NH Hoteles.

Internationaler werden

Steigenberger betreibt seine 79 Hotels heute vorwiegend im deutschsprachigen Raum, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es gibt ein Haus in den Niederlanden und vier in Ägypten. Buijs sieht hier Handlungsbedarf: "Steigenberger soll internationaler werden." Er will Pläne machen, wie man "auf eine schlaue und wirtschaftlich durchdachte Art hier weiter kommt". Buijs veranschlagt die ersten hundert Tage für die Einarbeitung als Steigenberger-Chef, dann soll seine Strategie stehen.

Bei der Strategie werden mögliche Synergien mit dem Imperium des Hauptaktionärs eine Rolle spielen. "Über die haben wir aber bisher noch nicht gesprochen." Zur Travco Group als einem der größten Touristikkonzerne des Nahen Ostens gehören inklusive Steigenberger jetzt 146 Hotels, Resorts und Nilkreuzfahrtschiffe. Und tausend Reisebusse.

Wird es bald schwimmende Luxushotels unter der Marke Steigenberger auf dem Nil geben? "Eine gute Frage", sagt Buijs, die dem neuen Vorstandschef jedoch zu früh kommt: "Damit habe ich mich noch überhaupt nicht beschäftigt." Fest steht aber: Es wird neue Hotels geben. Und: "Wir werden in die bestehenden Hotels investieren, die das nötig haben." Dazu zählt auch das Flaggschiff von Steigenberger, der Frankfurter Hof. In ihm logierte einst Thomas Mann, und hier entstand und spielt zum größten Teil dessen Roman "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull".

Den Namen des Schriftstellers trägt die 320 Quadratmeter große Präsidentensuite, in der Arno Buijs den Vormittag seines ersten Arbeitstages als Steigenberger-Chef verbringen wird, um sich am Donnerstag mit Medienvertretern bekannt zu machen. Allein 23 Millionen Euro sollen investiert werden, um die Gästezimmer und das Wellness-Zentrum in dem alten Gebäude mit dem Ehrenhof am Kaiserplatz auf den neuesten Stand zu bringen. Auch das Restaurant "Oscars", mit dem sich das Grandhotel zum Bankenviertel hin öffnet, soll aufgefrischt werden.

Große neue Projekte

Die richtig großen neuen Projekte, um die sich nun Buijs kümmern muss, sind das Grandhotel in Leipzig, ein spektakulärer Umbau des ehemaligen Messehauses. Außerdem soll ebenfalls im kommenden Jahr ein Haus in Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom eröffnet werden. Das sind beides Vorhaben, die noch von Buijs Vorgänger André Witschi angeschoben worden waren. Der kam mit dem neuen Eigentümer aus Ägypten überhaupt nicht klar, und man trennte sich nur drei Monate nach dem Einstieg von El Chiaty.

Buijs stellt nun alles auf den Prüfstand. "Man wird auch sehen müssen, ob die vorhandenen Häuser in das Portfolio hineinpassen." In der Grandhotel-Kollektion Steigenberger gut machen würde sich zweifellos die Bühlerhöhe, ein Luxushotel im Schwarzwald, das dem SAP-Gründer Dietmar Hopp gehört und in dem sich Buijs früherer Arbeitgeber NH Hoteles acht Jahre lang um Rentabilität bemühte - vergeblich. "Für die Bühlerhöhe war ich selbst nie zuständig", sagt Buijs dazu. "Aber so wie ich das verstanden habe, war das ein eher schlechtes Produkt, in das man sehr viel investieren müsste." Das sei letztlich eine finanzielle Frage. "Ich weiß nicht, was die Besitzer vorhaben, nachdem sie den Vertrag mit NH aufgelöst haben. Von Gesprächen mit Steigenberger weiß ich jedenfalls nichts." Sich für die Bühlerhöhe zu interessieren sieht Buijs daher nicht als Priorität.

Generell will er sich damit beschäftigen, welche kleinen Hotels zu seiner großen Steigenberger/Travco-Gruppe passen könnten. So will Buijs seinem Ziel näher kommen. "Ich will, dass Steigenberger ökonomisch sehr erfolgreich ist und die Marke sich erweitert. Die Marke Steigenberger ist enorm stark."

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SZ vom 01.07.2010/hgn
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