Hopfen:Bierbranche kämpft mit steigenden Kosten

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Der Hopfenpreis ist stark gestiegen - und auch der Preis für einen Kasten Bier. Profitieren die Hopfenbauern davon?

Carinna Taslow

Genau wie viele andere Lebensmittel ist auch Hopfen teurer geworden: Zwischen 250 und 400 Prozent mehr als vergangenes Jahr kostet das grüne Gold.

Doch auch die Preise für Braugerste, Malz, Energie und Glas haben angezogen, so dass Biertrinker jetzt für ein Kasten Bier rund einen Euro mehr auf den Ladentisch legen müssen. Profitieren die Hopfenbauern davon?

Nein, sagt Hopfenverarbeiter Martin Biendl. Obwohl der Hopfenpreis pro Liter Bier von 0,3 Cent auf einen Cent gestiegen sei - ein Liter Bier enthält nur rund ein Gramm Hopfen -, gewinnen die Bauern höchstens auf kurze Zeit am teurer gewordenen Rohstoff.

Die Abhängigkeit der Brauer vom Hopfen werde den Bauern langfristig nicht mehr Verhandlungsmacht und damit Profit bringen, denn beide Marktteilnehmer seien darauf angewiesen, eng zusammenzuarbeiten. Ohne Hopfen kein Bier, sagt der Forschungsleiter beim Hopfenverarbeiter Hopsteiner in der Hallertau.

Schon im Herbst könnte der Hopfenpreis wieder sinken, vorausgesetzt die Ernte wird gut. Im Hauptanbaugebiet Hallertau, welches fast 100 Prozent des Rohstoffs fürs deutsche Bier liefert, werden derzeit Anbauflächen ausgeweitet.

Teurer geworden sei der Hopfen wegen schlechter Ernten und weil in den vergangenen Jahren Anbauflächen verknappt wurden - vor allem zugunsten der Produktion von Biokraftstoffen wie Biodiesel.

Nachfrageanstieg - aber kein Machtzuwachs

"Und manche Brauereien haben nicht ausreichend signalisiert, dass sie zu wenig Hopfen haben", sagt Biendl. Die Verteuerung sei durch die Überschussnachfrage am Markt entstanden und nicht als Machtanstieg der Hopfenbauern zu werten.

Aber auch die Brauer kämpfen: "Wegen des starken Wettbewerbs mit rund 5000 verschiedenen Bieren und 1302 Brauereien können einzelne Brauer die steigenden Preise schwer bis gar nicht an die Verbraucher weitergeben", sagt ein Sprecher des Deutschen Brauer-Bundes.

Zudem sei der Biertrinker nicht immer markentreu und überlege bei den allgemein steigenden Preisen zweimal, bevor er Geld ausgibt.

Auch Reiner Klinz von der Beratungsgesellschaft KPMG kennt das Phänomen: Er beobachtet den Biermarkt seit vielen Jahren und stellt fest: Brauereien tun sich schwer, beim Endkunden höhere Preise durchzusetzen.

Wenn Brauereien die Preise anheben, steigt die Gefahr, dass der Einzelhandel eine Auslistung androht. Ausnahme: Die Marke ist so stark, dass der Einzelhandel auf sie angewiesen ist.

"Die Bierpreisdiskussion gibt's schon immer", so Klinz. Die Kostenseite sei aufgrund der Rohstoffverknappung und des Energiepreisanstiegs noch lange nicht durch Erlöse abgedeckt.

Der Bierbranche stehen härtere Zeiten bevor.

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