Hon Hai:Apple-Zulieferer übernimmt Sharp

Vor einigen Jahren war Sharp der Konkurrenz weit voraus. Nun hat es den Anschluss verpasst und ist praktisch pleite. Jetzt kauft ein bekannter asiatischer Konzern das japanische Unternehmen.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Sharp nimmt das Übernahmegebot von Hon Hai an, das beschloss der Vorstand des de facto bankrotten Elektronikkonzerns. Hon Hai, bekannt für die Marke Foxconn, zahlt für Sharp 660 Milliarden Yen, 5,3 Milliarden Euro. Damit geht erstmals eine japanische Elektronik-Ikone in ausländischen Besitz. Der Vorstand feilschte bis zuletzt um die schlechtere Gegenofferte der staatlichen Auffanggesellschaft INCJ. Am Schluss jedoch sei die Entscheidung einstimmig gefallen. Sie wird in Tokio als Sieg des wirtschaftlichen Denkens über die Politik kommentiert. Zumal Sharps Hausbanken, die in den letzten Jahren mehr als zehn Milliarden Euro in das Unternehmen pumpten, damit ihre Verluste etwas reduzieren. Mit 1,3 Millionen Mitarbeitern ist Hon Hai der größte Elektronik-Auftragshersteller der Welt, der für alle großen Computer- und Smartphone-Marken Geräte baut, auch die iPhones und iPads von Apple, dem größten Kunden. Inhaber Terry Gou hat sich seit fünf Jahren um Sharp bemüht, 2012 war eine Teilübernahme geplatzt. Analysten warnen, Hon Hai zahle viel zuviel für Sharp. Atul Goyal von Jefferies nannte die Bewertung "absurd", die aus dem Hon-Hai-Gebot resultierte. Andrerseits kamen im letzten Moment Gerüchte über ein Gegengebot von Samsung wieder auf. Zu Beginn galten die Koreaner als Favorit für eine Übernahme.

Vor einigen Jahren war Sharp mit seiner LCD-Anzeigentechnik der Konkurrenz weit voraus. Dann vergriff sich das Unternehmen mit überrissenen Investitionen in kleine Bildschirme - und hat den Anschluss verpasst. Apple will das iPhone ab 2018 mit OLED-Anzeigen ausstatten, organischen LED, die Sharp bisher nicht produzieren kann.

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