Arbeit:Profitieren Männer und Frauen gleichermaßen vom Home-Office?

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Mehr als jeder fünfte Mann mit Bürojob kann sich in Deutschland künftig aussuchen, ob er in der Firma oder zu Hause arbeiten möchte. (Foto: Steve Brookland/imago images / Westend61)

Auch nach der Pandemie werden viele Büromenschen regelmäßig zu Hause arbeiten dürfen. Allerdings zeigt eine Yougov-Umfrage: Es gibt dabei deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Von Kathrin Werner

Mit dem Arbeiten von zu Hause ist es so eine Sache. Wenn man es richtig macht, kann es eine Chance sein, insbesondere für Frauen. Wenn. "Hybrides Arbeiten und Home-Office können Arbeit demokratisieren, aber auch das Gegenteil verfestigen", sagt Sabine Ehm. "Führungskräfte müssen darauf achten, bei der Leistungsbewertung nicht die falschen Kriterien anzusetzen." Ehm forscht zu moderner Arbeit beim Unternehmen Locatee, das die Auslastung von Büros misst.

Locatee hat vom Meinungsforscher Yougov eine repräsentative Umfrage zum Home-Office unter mehr als 2000 Menschen in Deutschland machen lassen, die normalerweise in einem Büro arbeiten. Die Ergebnisse liegen der SZ vorab vor. 21 Prozent der Männer, aber nur 16 Prozent der Frauen werden künftig die volle Freiheit haben, zu entscheiden, wann sie von wo aus arbeiten möchten. 25 Prozent der Frauen, aber nur 17 Prozent der Männer werden wieder dauerhaft aus dem Büro arbeiten müssen.

Die Diskrepanz habe mehrere Gründe, erläutert Ehm: Zum einen arbeiten Frauen häufiger in Jobs, die sich von zu Hause nicht oder deutlich schwerer erledigen lassen, etwa als Teamassistentinnen. Zum anderen hätten sie häufiger das Gefühl, in ihrer Entscheidung nicht frei zu sein, weil es für sie ein Nachteil wäre, zu Hause zu bleiben. "Frauen fürchten, im Home-Office nicht so sichtbar zu sein und Nachteile gegenüber männlichen Kollegen zu haben, die ins Büro gehen", sagt Ehm. "Und es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass die Unternehmenskultur noch oft so ist, dass Manager eher Anwesenheit belohnen als die tatsächlichen Ergebnisse."

Am Anfang der Pandemie, als viele Büros komplett geschlossen waren und alle von zu Hause arbeiteten, war das noch umgekehrt - schließlich war niemand sichtbarer als der oder die andere, Leistung zählte plötzlich mehr. Diese Zeit war zwar sehr belastend, vor allem für Frauen, weil sie sich gleichzeitig häufig um die unbezahlte Familienarbeit kümmern mussten, etwa darum, den Kindern Mathe beizubringen, während die Schulen geschlossen waren. Doch insgesamt, also mit funktionierenden Schulen und Kitas, halten viele der befragten Frauen die Arbeit von zu Hause aus für einen Vorteil für sich - vor allem, weil sie eine Menge Zeit durch das Nicht-Pendeln sparen (72 Prozent) und sie sich an das Arbeiten von zu Hause aus gewöhnt haben und ihre Routine nicht ändern möchten (57 Prozent). "Männer gehen eher davon aus, dass die alte Arbeitswelt zurückkommt", sagt Ehm. "Sie wünschen sich die alten Strukturen, wo sie ihren Platz haben und alles geregelt ist."

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