"Höhle der Löwen"-Juror:Frank Thelen investiert in Blockchain-Firma

"Höhle der Löwen"-Juror: "Zuletzt gab es eine Menge Schrott zu kaufen. Wir setzen unsere Plattform dagegen und schaffen eine transparente, gut regulierte Lösung." Frank Thelen.

"Zuletzt gab es eine Menge Schrott zu kaufen. Wir setzen unsere Plattform dagegen und schaffen eine transparente, gut regulierte Lösung." Frank Thelen.

(Foto: Caroline Seidel/dpa)

Der "Höhle der Löwen"-Juror glaubt, dass sich durch die Technologie die Art und Weise, wie Unternehmensanteile gehandelt werden, grundsätzlich verändern wird.

Von Ulrich Schäfer

Manche sagen: Frank Thelen ist Deutschlands zweitbekanntester Investor bei Start-ups. Nur die Samwer-Brüder mit ihrer Holding Rocket Internet sind berühmter. Thelen hat mit der Kanzlerin diskutiert, durfte auf Einladung der FDP den Bundespräsidenten mitwählen, und wenn er in ein Hotel eincheckt, freut man sich am Empfang schon mal, dass ein "Promi" zu Gast sei.

Als Thelen vor drei Jahren als Juror bei der Start-up-Sendung "Höhle der Löwen" einstieg, brachte er vor allem Erfahrung in einem Bereich mit: bei Apps. Er hatte in Unternehmen wie Mytaxi und Kaufda investiert. In der TV-Show fand er dann zunehmend Gefallen an Firmen aus dem Lebensmittelbereich. Nun hat er, jenseits der Vox-Sendung, ein weiteres Feld für sich entdeckt: Deep Tech, also Unternehmen aus dem Umfeld der klassischen Industrie oder auch der Finanzindustrie.

Thelen steigt bei einem alten Berliner Unternehmen ein

Thelen steht damit stellvertretend für den Wandel der deutschen Start-up-Branche: weg von einfachen Apps und Lieferdiensten, die alle nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren und die sich in erster Linie an private Endkunden wenden; hin zu Start-ups, die komplexe Lösungen für andere Unternehmen entwickeln.

Dazu passt das nächste Investment, das Thelen an diesem Dienstag bekannt geben wird: Sein Risikokapital-Unternehmen "Freigeist Capital" steigt bei einem ein Jahr alten Berliner Unternehmen namens Neufund ein und investiert, wie Thelen sagt, "einen Betrag, der uns wirklich wehtut". Die genaue Summe verrät er nicht, aber wenn man dem Investor vorhält, dass es mehrere Millionen Euro sein dürften, lässt er das unwidersprochen stehen.

Der 42-jährige glaubt, dass Neufund eine ähnliche Erfolgsgeschichte hinlegen kann wie ein anderes Deep-Tech-Unternehmen, in das er vor einigen Jahren als Erster investiert hat: Lilium Aviation aus Gilching bei München. Die Firma baut ein kleines Elektroflugzeug, das senkrecht starten und landen kann, und wächst rapide, zuletzt flossen 100 Millionen Euro in die Firma, auch der chinesische Internetriese Tencent hat sich beteiligt.

"Das wird die Art, wie Firmenanteile verkauft und gekauft werden, völlig verändern"

Das Geschäft von Neufund ist nicht ganz so leicht zu verstehen wie das der Flugzeug-Firma: Das Start-up will im Frühjahr eine digitale Plattform starten, über die man Unternehmensanteile leicht und schnell verkaufen kann - und zwar ohne dass jedes Mal ein Notar und das Handelsregister bemüht werden müssen. Möglich machen soll es die sogenannte Blockchain-Technologie, auf der auch Kryptowährungen wie Bitcoin basieren. Bei Blockchain werden sämtliche Stufen eines Geschäfts in einer Kette von Datenpaketen gespeichert, die Pakete liegen, einer Kette gleich, auf vielen Computern, und sind für jedermann einsehbar.

Neufund nutzt die Kette um dort die Verträge über den Verkauf der Anteile zu speichern. "Das wird die Art und Weise, wie Firmenanteile verkauft und gekauft werden, völlig verändern", glaubt Thelen, "künftig lohnen auch sehr kleine Transaktionen." Interessant sei das zunächst für Start-ups, die sich Geld beschaffen wollen, später auch für große Firmen.

Aber wie bei den Lilium-Flugzeugen gibt es noch etliche Hürden zu nehmen, und dazu zählt auch die Frage, ob die Behörden eine solche "Börse light" auf Dauer akzeptieren werden. Zuletzt hatte die Finanzaufsicht Bafin erhebliche Bedenken angemeldet, weil immer mehr Start-ups eigene Kryptowährungen herausgegeben haben, um sich Millionen Euro von Anlegern zu besorgen. Das sei ein hochspekulativer Markt, auf dem der Totalverlust drohen könne, warnte die Bafin. Thelen sieht Neufund als Lösung des Problems: "Zuletzt gab es da eine Menge Schrott zu kaufen. Wir setzen unsere Plattform dagegen und schaffen eine transparente, gut regulierte Lösung."

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