Hochtief-Übernahme:Trillerpfeifen gegen die Spanier

Die Abwehrschlacht hat begonnen: Hochtief-Mitarbeiter protestieren gegen die Übernahme durch den spanischen ACS-Konzern. Doch die Aussichten, dass sie etwas ändern können, sind eher gering.

Angel Garcia Altozano verzieht keine Miene. Der spanische ACS-Manager strebt auf einen Glasaufzug in einem Hochtief-Bürogebäude zu. Vor ihm versuchen Sicherheitsleute wie Eisbrecher einen Weg durch die Menge zu bahnen, neben ihm stehen Hochtief-Beschäftigte und pusten aus Leibeskräften in Trillerpfeifen, hinter ihm rangeln Kamerateams um die besten Blickwinkel.

Hochtief Mitarbeiter protestieren gegen ACS-Uebernahmeplaene

Hochtief-Mitarbeiter protestieren gegen ACS-Übernahmepläne.

(Foto: dapd)

Garcia Altonzano ist nicht willkommen, das wollen die Hochtief-Beschäftigten vor der Aufsichtsratssitzung lautstark vermitteln - ebenso wenig wie sein Mitstreiter Marcelino Fernandez Verdes. Die beiden spanischen Manager wollen in den vierten Stock des Hochtief-Gebäudes, zu einer Sitzung des Aufsichtsrats, dem sie ihre Übernahmepläne für Hochtief unterbreiten möchten. Doch dazu müssen sie zum Aufzug. Der erste Wachmann erreicht den Fahrstuhl, hastig drückt er auf die Knöpfe. "ACS? Nein", steht auf einem kleinen Flugblatt, das Hochtief-Mitarbeiter neben die Konsole gepappt haben. Das Pfeifkonzert schwillt weiter an, ein Fahrstuhl hängt in der Tiefgarage fest, der zweite kommt nicht. Die Sicherheitsleute bilden einen Kreis um Altozano und Verdes, die noch einen PR-Berater im Schlepptau haben.

Im Foyer des Gebäudes stehen Anzugträger und Bauarbeiter im Blaumann, teils mit Helmen, Frauen im Kostüm, sie alle halten Schildchen und Plakate hoch, die den beiden Spaniern eine Botschaft klar übermitteln sollen, die auch der Hochtief-Vorstand seit Tagen mehr oder weniger verklausuliert überbringt: ACS soll nicht Mehrheitseigner bei Hochtief werden. ACS wolle seine Bilanz mit dem schuldenfreien größten deutschen Baukonzern aufhübschen, ACS wolle in Wirklichkeit eine Zerschlagung des Essener Traditionskonzerns mit seinen florierenden Auslandstöchtern, ACS wolle die Axt bei den 11.000 deutschen Hochtief-Arbeitsplätzen und den 68.000 Stellen weltweit anlegen.

ACS bestreitet das, doch den Beschäftigten fehlt an diesem Vormittag offensichtlich der Glaube. Immer mehr strömen heran, der Fahrstuhl senkt sich nun langsam ins Erdgeschoss. Den ACS-Vertretern müsse ein "heißer Empfang" bereitet werden, doch sollten die Hochtief-Mitarbeiter den Anstand wahren, hatte Hochtief-Gesamtbetriebsratschef Siegfried Müller vor der Ankunft der beiden Spanien gemahnt.

Wachleute schieben die beiden Manager nun durch die sich langsam öffnende Tür, der PR-Berater springt hinter ihnen im letzten Moment mit hinein. Ein weiterer Wachmann breitet die Arme aus, versucht sicherzustellen, dass Beine und Arme der Herandrückenden die Lichtschranke nicht erreichen. Die Tür schließt sich, die Manager entschweben langsam in den vierten Stock. Dort warten die übrigen Aufsichtsräte. Unten im Foyer wenden sich die Demonstranten langsam ab. Plakate mit Sprüchen wie "Wir lassen uns nicht ausplündern" werden eingerollt, langsam strömen die Hochtief-Mitarbeiter in ihre Büros oder in Richtung ihrer Baustellen.

Klaus Wiesehügel, Chef der Gewerkschaft IG Bau und Arbeitnehmervertreter im Hochtief-Aufsichtsrat, bleibt noch stehen. Viel mehr als Protestaktionen werde den Mitarbeitern wohl nicht bleiben, macht er deutlich. Denn es werde schwer zu verhindern, dass ACS Hochtief-Aktien einsammelt, räumt er ein. Das deutsche Recht biete da kaum Hürden.

Auf die Unterstützung der Politik jedenfalls kann er nicht zählen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will sich nicht in den Übernahmekampf einmischen. Der Minister gehe davon aus, dass Hochtief und der spanische ACS-Konzern vernünftige und faire Gespräche führen würden, sagte ein Sprecher von Brüderle.

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