Hochtief:Mit Geld gegen die Spanier

Der Baukonzern Hochtief braucht zusätzliches Geld - und denkt da an eine Kapitalerhöhung. Praktischerweise kam eine geplante Anleihe nicht zustande, denn eine Kapitalerhöhung birgt Vorteile.

Sibylle Haas

Die geplante Übernahme des Essener Hochtief-Konzerns durch den spanischen Konkurrenten ACS hat eine Anleihe über 500 Millionen Euro platzen lassen. Hochtief hatte sich die Platzierung in der Aufsichtsratssitzung am 9.September genehmigen lassen, sagte ein Unternehmenssprecher. Nach dem Vorstoß aus Spanien wenige Tage später sei sie am Markt aber nicht mehr unterzubringen und damit vom Tisch gewesen.

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Der Baukonzern Hochtief soll eine solidere Bilanz als ACS haben, darum hilft eine Übernahme vor allem den Spaniern.

(Foto: dapd)

Nun prüfe der Konzern andere Kapitalmaßnahmen. Auch eine Kapitalerhöhung schließt Hochtief nicht aus. Die Hauptversammlung hat bereits im Frühjahr einen entsprechenden Vorratsbeschluss gefasst. Demnach wurde der Konzern ermächtigt, eine Kapitalerhöhung von bis zu 30 Prozent vorzunehmen. Das Geld sei für "weitere strategische Maßnahmen" bestimmt, sagte der Sprecher. Aus dem Aufsichtsrat verlautete jedoch, der Kredit eines Bankenkonsortiums müsse abgelöst werden.

Hochtief nahezu schuldenfrei

Die Ausgabe neuer Aktien unter Ausschluss der Altaktionäre hätte aber auch zur Folge, dass der Anteil von ACS verwässert und das Erreichen der Mehrheit hinausgeschoben würde. ACS hatte Mitte September ein Übernahmeangebot für Hochtief angekündigt. Die Spanier wollen aber nicht mehr als den gesetzlichen Mindestpreis bieten und streben eine knappe Mehrheit an. ACS ist nach Angaben im jüngsten Hochtief-Geschäftsbericht mit 29,98 Prozent an Hochtief beteiligt. 4,94 Prozent sind eigene Aktien, 65,08 Prozent der Anteile sind in Streubesitz. Marktgerüchten zufolge haben Hedgefonds in den vergangenen Tagen Hochtief-Aktien gekauft.

ACS werde bis Donnerstag das Angebot an die Hochtief-Aktionäre bei der Finanzaufsicht Bafin einreichen, sagte eine ACS-Sprecherin. Die Bafin hat dann zehn Werktage Zeit, um die Offerte zu prüfen. Der spanische Konzern bietet acht eigene für jeweils fünf Hochtief-Aktien, ein Aufschlag für die Hochtief-Aktionäre ist nicht vorgesehen. Management und Mitarbeiter stemmen sich gegen diesen Übernahmeversuch.

ACS sei hoch verschuldet, während Hochtief nahezu schuldenfrei sei, heißt es bei Hochtief. Hochtief habe eine solidere Bilanz als ACS und es bestehe der Verdacht, dass ACS seine Verschuldung durch die Vollkonsolidierung von Hochtief verringern wolle. Als Teil seiner Abwehrstrategie hat Hochtief einen Ad-hoc-Ausschuss des Aufsichtsrats gegründet, der schnell entscheiden kann. Die ACS-Vertreter im Hochtief-Aufsichtsrat gehören diesem Ausschuss nicht an. Am Montag habe das Gremium auch über eine Kapitalerhöhung gesprochen, hieß es in Aufsichtsratskreisen.

Zum Problem könnten die Change-of-Control-Klauseln in Kreditverträgen werden, so verlautete aus den Aufsichtsratskreisen weiter. Danach könnten die Banken bei einem Eigentümerwechsel darauf bestehen, die Kredite neu zu verhandeln. Derzeit seien Kredite und Avale im Volumen von vier MilliardenEuro mit solchen Klauseln versehen. Auch Bauprojekte, darunter der Flughafen in Budapest, seien mit entsprechenden Klauseln versehen.

Unterstützung erhofft sich Hochtief von der australischen Wertpapieraufsicht. Der Konzern will, dass ACS beim Erwerb der "effektiven Kontrolle" über Hochtief dazu verpflichtet wird, auch für die australische Leighton Holdings ein Übernahmeangebot abzugeben. In der vorigen Woche haben die Deutschen einen entsprechenden Antrag bei der australischen Wertpapieraufsichtsbehörde ASIC gestellt. Hochtief hält eine Beteiligung von 54,5 Prozent an der Leighton-Gruppe, die an der australischen Börse notiert ist. Die Verpflichtung, den Aktionären von Leighton eine Offerte zu unterbreiten, würde die Hochtief-Übernahme für ACS erheblich verteuern.

Aktionärsvertreter schätzen, dass es ACS auf die Ertragsperle Leigthon abgesehen hat und sich diese über Hochtief aneignen will. ACS weist dies allerdings zurück. Um einen Interessenskonflikt zu vermeiden, hat Leigthon am Montag den Informationsfluss an die vier Hochtief-Vertreter im Leighton-Aufsichtsrat eingeschränkt.

Auf Unterstützung im Abwehrkampf kann Hochtief von der nordrhein-westfälischen Landesregierung hoffen. Es würden alle Möglichkeiten geprüft, um die Übernahme abzuwehren, hatte NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) vor einigen Tagen angekündigt. Versuche, auch von der Bundesregierung Schützenhilfe im Abwehrkampf zu bekommen, sind dagegen bisher gescheitert. Aktionärsschützer hoffen nun auf die EU-Kommission in Brüssel. Sie soll prüfen, ob die Übernahme den Binnenmarktregeln entspricht.

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