Hochtief: Abwehrkampf gegen ACS:Sie können sogar reden

Wochenlang kämpften der deutsche Baukonzern Hochtief und sein spanischer Großaktionär ACS öffentlich gegeneinander. Plötzlich zeigen beide Seiten Dialog-Bereitschaft.

Der spanische Baukonzern ACS versucht seit Wochen, den deutschen Rivalen Hochtief zu übernehmen. Doch nach dem Einstieg der Qatar Holding bei Hochtief ist die ursprüngliche Strategie torpediert - und müssen sich die Kontrahenten neu positionieren.

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Hochtief und ACS zeigen plötzlich Dialog-Bereitschaft.

(Foto: dapd)

ACS, dem rund 27 Prozent an Hochtief gehören, möchte bald Gespräche mit den Verantwortlichen des Essener Konzerns führen. "Wir begrüßen es, dass Hochtief auf unser Gesprächsangebot eingeht, das wir in den vergangenen Monaten mehrfach unterbreitet haben", sagte eine Sprecherin. "Wir gehen davon aus, dass Gespräche so schnell wie möglich beginnen." Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter hatte in einem Spiegel-Interview erklärt, er sei für jeden Dialog offen.

Der spanische Konzern hatte im September mitgeteilt, Hochtief übernehmen zu wollen, wurde aber nicht mit offenen Armen empfangen. So sollte ACS zu einem teuren Übernahmegebot auch für die australische Hochtief-Tochter Leighton gezwungen werden; zuletzt wurde über eine Kapitalerhöhung Katar als neuer Anteilseigner ins Boot geholt.

"Ich bin ein Mann des Gesprächs und für jeden Dialog offen - natürlich auch mit ACS", sagte Lütkestratkötter. Er verschließe sich nicht und rede nicht einmal von einer feindlichen Übernahme durch den Konzern von Real-Madrid-Boss Florentino Perez. "Herr Perez und ich - wir haben unterschiedliche Interessen. Und ich muss nun Dinge tun, die den Spaniern nicht gefallen. Das liegt in der Natur der Sache". Gespräche gebe es aktuell nicht, sagte der Manager. Zu dem mittlerweile vorliegenden Angebot werde Hochtief in Kürze Stellung nehmen.

Den von einem anderen Anteilseigner scharf kritisierten Einstieg Katars verteidigte Lütkestratkötter. "Das ist kein Verzweiflungsakt, das ist Strategie", sagte er. "Das Gros unserer Aktionäre hat den Einstieg von Qatar Holding begrüßt - dazu gehört auch ACS."

Hochtief werde beim Bau der Stadien für die Fußball-WM 2022 in Katar eine wichtige Rolle spielen. Qatar Holding selbst erklärte, ein "konstruktiver Mediator" sein zu wollen, um ein positives Ergebnis für alle Aktionäre sicherzustellen. Bei allen Maßnahmen der jüngsten Vergangenheit werde man keine einzige finden, die einen ausschließlichen Abwehrcharakter habe, sagte Lütkestratkötter weiter.

Mit der Kapitalerhöhung sei ein Investor an den Konzern gebunden worden. "Wenn es nun so wirkt, als ob man damit ACS behindern wollte, ist das ein Nebeneffekt, den ich in Kauf nehmen muss." Für eine weitere Kapitalerhöhung, die durch einen Vorratsbeschluss von der vergangenen Hauptversammlung abgesegnet wäre, gibt es dem Manager zufolge zurzeit keine Pläne.

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