Hitzewelle:Es wird eng

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Frachter und Ausflugsschiffe begegnen sich an einer Engstelle des Mittelrheins bei Oberwesel. (Foto: Peter Zschunke/dpa)

Menschen, Tiere und Pflanzen leiden unter den heißen Temperaturen. Die Flusspegel sinken, Fische sterben, und Schiffe müssen sich an vielen Sandbänken vorbeischlängeln.

Von Elisabeth Dostert

Seit Tagen geht es nur mehr abwärts wie bei Oberwesel am Mittelrhein. Die Pegel der Flüsse sinken. Während manche Menschen das Niedrigwasser für einen Spaziergang auf frei gelegten Flussbetten nutzen, dürfen Schiffe nur noch mit halber Ladung fahren. Das ist nur eine Folge der Hitze. Auf der A7 zwischen Melsungen und Guxhagen mussten zwei von drei Spuren gesperrt werden, weil sich die Masse in den Asphaltfugen auflöste und wie Kaugummi auf der Fahrbahn klebte. Auf der Berliner Stadtautobahn legten sogenannte Blow-ups, das sind plötzliche Aufbrüche oder Aufwölbungen der Straßendecke, den Verkehr zeitweise lahm.

Menschen, Tiere und Pflanzen leiden unter der Hitze. Besonders zu schaffen macht sie vielen Senioren. Sie trinken zu wenig und dehydrieren. Die Zahl der Patienten in den Notaufnahmen ist deutlich gestiegen, melden Kliniken. Die Menschen klagen über Herzrhythmusstörungen, Schwindel oder Kopfschmerzen. "Die Wetterlage wird von vielen Menschen komplett unterschätzt", zitieren die Kieler Nachrichten Stephan Hellmig, Chefarzt der Inneren Abteilung der Imland-Klinik in Rendsburg. Er rät zu drei bis dreieinhalb Litern Wasser oder Tee täglich.

Auch Wildtiere stresst die Hitze, weil Pfützen und Rinnsale austrocknen. Es gibt aber Unterschiede. Rehe kommen mit der Trockenheit gut zurecht, so der Deutsche Jagdverband. Wildschweine steigen auf vegetarische Kost um. Am stärksten leiden Vögel und Insekten unter der Trockenheit. Und nicht für alle Tiere ist Wasser die Rettung, für viele Fische wird es mittlerweile zur Gefahr. An mehreren Gewässern wurde in den vergangenen Tagen ein massives Fischsterben beobachtet. Im Hafenwasser des ostfriesischen Dorfes Greetsiel trieben Hunderte tote Brassen, berichtet der NDR. Als primärer Grund gelte der hohe Salzgehalt. In anderen Gewässern gehen Fische wegen des Sauerstoffmangels ein.

Die Bauern müssen mit Dürreschäden von rund zwei Milliarden Euro rechnen, sagt Rainer Langner vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre haben Wetterrisiken - also Sturm, Hagel, Trockenheit oder Überschwemmungen - jährliche Ernteausfälle von gut 500 Millionen Euro in Deutschland verursacht. Dieses Jahr ist also ein krasser Ausreißer nach oben. Einen ähnlich hohen Schaden mit fast zwei Milliarden Euro gab es zuletzt 2003.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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