Vor der Finanzkrise haben die Zentralbanken hauptsächlich mit dem Leitzins die Wirtschaft gesteuert. Seit dem Crash geht jedoch auch die EZB neue Wege und kauft Wertpapiere, wie an diesem Donnerstag beschlossen. Manche im EZB-Rat wollen noch weitergehen, sagte Draghi auf der Pressekonferenz nach der Leitzins-Entscheidung. Sie wollen im großen Stil Staatsanleihen kaufen, in der Finanzwelt als Quantative Easing bekannt. Vor allem die US-Notenbank Fed hat dies gemacht und Anleihen im Wert von Dutzenden Milliarden Dollar monatlich gekauft. Sie fährt ihr Programm aber gerade zurück, weil die Arbeitslosigkeit in den USA sinkt und die Wirtschaft langsam wächst. In Europa sieht es anders aus.
Wirtschaft lahmt, Inflation sinkt
Die EZB ist in einer schwierigen Situation. Die Krise hat viele Länder noch im Griff. Die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft Italien ist gerade erst wieder in eine Rezession gerutscht. Außerdem steigen die Preise kaum noch. Zuletzt lag die Inflation bei nur noch 0,3 Prozent, weit entfernt von einer Preissteigerung von knapp unter 2,0 Prozent, die die EZB auf lange Sicht anpeilt. Schnell wird sich dieses Problem aber nicht lösen. Die Ökonomen der EZB rechnen laut Draghi damit, dass dieses Jahr die Preise um 0,6 Prozent steigen. Für 2015 schätzen sie mit 1,1 Prozent, für 2016 mit 1,4 Prozent.
Zudem sinkt die Arbeitslosigkeit kaum. Sie liegt aktuell bei 11,5 Prozent.
*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, die EZB-Bilanz habe einen Umfang von 174 Milliarden Euro. Die EZB agiert jedoch auch im Namen der 18 Zentralbanken der Euro-Länder. Diese sogenannte Eurosystem-Bilanz hat einen Umfang von rund zwei Billionen Euro (hier als PDF).