Historie:Knapp verpasst

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Die Geschichte von Yahoo ist wechselhaft - und ein Beispiel für verpasste Chancen. Mehrmals war die Firma am ganz großen Geschäft dran.

Von Caspar Busse

Das Internet steht noch ganz am Anfang, damals im Jahr 1994. Jerry Yang und David Filo, zwei Studenten von der Stanford-Universität, rufen ein Unternehmen ins Leben und nennen es zunächst "Jerrys und Davids Wegweiser für das World Wide Web". Es ist zunächst ein nach Themen geordnetes Verzeichnis von Webseiten, man kann damit als Startseite einfach im Internet navigieren - eine Idee übrigens, mit der später Google so viel Erfolg haben sollte. Kurze Zeit später benennen die Beiden ihre Firma in Yahoo um. Das soll nicht nur lustig klingen, es ist auch eine Abkürzung für "Yet Another Hierarchically Organized Oracle", übersetzt etwa: "Noch ein hierarchisch geordnetes Orakel".

Schon 1996 geht Yahoo an die Börse, mit zunächst großem Erfolg. Im Jahr 2000, kurz vor dem großen Absturz, ist das Unternehmen zeitweise mehr als 120 Milliarden Dollar wert. Aber anders als etwa die Firma AOL, die Time Warner übernehmen will (was im Desaster endete), nutzt Yahoo die übertriebene Börsenbewertung nicht für einen großen Deal. Im Jahr 2002 versucht dann der damalige Yahoo-Chef Terry Semel, ein früherer Hollywood-Manager, für drei Milliarden Dollar Google zu kaufen. Die Gründer Larry Page und Sergey Brin lehnen aber ab. Daraufhin macht sich Yahoo daran, ein Suchmaschinengeschäft aus eigener Kraft aufzubauen, um mit Google zu konkurrieren.

2006 ist Semel dann wieder an einem ganz großen Geschäft dran. Er will dem damals 22-jährigen Mark Zuckerberg für eine Milliarde Dollar dessen Firma Facebook abkaufen. Zuckerberg überlegt, entscheidet sich aber gegen einen Verkauf. Heute, zehn Jahre später, ist Facebook an der Börse 350 Milliarden Euro wert. 2008 dann bietet Microsoft rund 45 Milliarden Dollar für Yahoo, um sein Web-Geschäft im Kampf mit Google zu stärken. Mitgründer Yang, der Semel inzwischen an der Spitze abgelöst hatte, lehnt ab. Der Niedergang der Firma beginnt, es gibt mehrere Chefwechsel. Carol Bartz von der Software-Firma Autodesk scheitert, auch Scott Thompson, der seinen Lebenslauf schönte, muss schnell wieder gehen. 2012 kommt dann die Google-Managerin Marissa Mayer. Nun verliert Yahoo seine Unabhängigkeit und wird verkauft.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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