Hilfen für Griechenland:Wie geht es der griechischen Volkswirtschaft?

Wie geht es der griechischen Volkswirtschaft?

Die gute Nachricht: Es war schon mal schlimmer. Doch so schnell wird es auch nicht besser. Erst für das nächste Jahr rechnen Ökonomen mit einem geringen Wachstum von 0,6 Prozent. Dass dies nicht leicht wird, zeigt ein Blick auf die Zahlen des griechischen Statistikamtes Elstat: Im zweiten Quartal 2013 schrumpfte die griechische Wirtschaft um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Kein Wunder, dass der Staat noch immer zu wenig Steuern einnimmt. Die Regierung in Athen versucht deshalb, mit Privatisierungen an Geld zu kommen. Vergangene Woche konnte der Staat etwa seinen Anteil an einem Glücksspielunternehmen für mehrere Hundert Millionen Euro verkaufen.

Welche Ziele hat Athen mit den Helfern vereinbart?

Die Ziele sind sehr ambitioniert. Innerhalb der nächsten sieben Jahre soll die griechische Staatsverschuldung unter 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesenkt werden. Griechenland könnte dann, so die Hoffnung von Internationalem Währungsfonds und Euro-Partnern, seine Schulden wieder selbst bedienen. Die Frage ist allerdings, ob die Finanzmärkte das genauso sehen. Angesichts der massiven Verschuldung drängt der IWF auf schnelle Reformen. Das laufende Hilfsprogramm sei zwar geeignet, Griechenland auf einen guten Weg zu bringen - es gebe aber nach wie vor große Risiken. "Diese Risiken können nicht glaubwürdig ausgelöscht werden ohne eine schlüssigere Rückführung der griechischen Schuldenlast", schreibt der Währungsfonds aus Washington.

Ist ein weiterer Schuldenschnitt nötig?

Ja, er ist sehr wahrscheinlich nötig. Schon derzeit geht man davon aus, dass die Laufzeiten für Griechenlands Kredite gestreckt und die zu zahlenden Zinsen weiter abgesenkt werden. Diese Maßnahme entspricht im Kern einem Schuldenschnitt, weil die Kreditgeber nicht den vereinbarten Betrag zum vereinbarten Zeitpunkt zurückerhalten. Allerdings ist die Außenwirkung dieser Maßnahme eine andere, denn formal werden die Kredite ja weiter bedient. Damit Griechenland das Vertrauen ausländischer Investoren zurückgewinnt, müsste die Staatsschuld von derzeit knapp 160 Prozent auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung sinken - das ist auch die langfristige Vorgabe des IWF. Experten bezweifeln, dass dies ohne weitere Hilfen möglich ist. Zu langsam kommt die griechische Wirtschaft aus der Rezession. Mit einem zweiten harten Schuldenschnitt könnte Athen neu anfangen. Allerdings liegen die griechischen Staatsschulden zu über 80 Prozent bei den Euro-Staaten und der EZB - ein Schuldenschnitt würde dieses Mal also Steuergeld kosten. Um auf eine Schuldenquote von 120 Prozent zu kommen, müssten die Gläubiger auf rund 100 Milliarden Euro verzichten, hat die DZ-Bank ausgerechnet. Für Deutschland beliefe sich die Rechnung dann auf 20 Milliarden Euro. Das ist politisch schwer zu verkaufen. Ein weiteres Problem: Die EZB würde bei diesem Schuldenschnitt wohl nicht mitmachen, denn der Verzicht käme einer direkten Staatsfinanzierung gleich - und die ist der Notenbank verboten.

Wie reagieren die Finanzmärkte?

Grundsätzlich gehen die meisten Anleger davon aus, dass Griechenland weitere Hilfen braucht, ob es nun zusätzliche Kredite sind, Krediterleichterungen oder ein glatter Schuldenschnitt. Deshalb können Investoren nicht mehr überrascht werden, wenn die Finanzlage in Griechenland noch prekärer wird. Zudem halten Privatbanken nur noch einen Bruchteil der griechischen Staatsschulden, sodass hieraus keine Gefahren für das Finanzsystem erwachsen können. Ein Schuldenschnitt beträfe vor allem die Haushalte der Euro-Staaten. Die Frage wäre also, ob es sich die einzelnen Regierungen überhaupt leisten können, auf Milliardenbeträge im Haushalt zu verzichten. Das würden die Finanzmärkte genau beobachten. Insgesamt geht man aber davon aus, dass von Griechenland keine Gefahr mehr für die Stabilität der Euro-Zone ausgeht.

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