Süddeutsche Zeitung

Herz-Imperium:Bei Tchibo herrscht Frieden

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Nach dem Unfalltod von Joachim Herz bündeln seine Brüder Wolfgang und Michael ihre Firmen - und beenden damit eine jahrzehntelange Familienfehde.

Meite Thiede

Erst der Unfalltod des Bruders Joachim im vergangenen Sommer hat es möglich gemacht: Die Tchibo-Brüder Wolfgang und Michael Herz können ihre verstreuten Unternehmensbeteiligungen zusammenlegen. Die Holding mit dem etwas sperrigen Namen Maxingvest - entstanden aus den Vornamen der Eltern Max und Ingeburg Herz - hat ab sofort noch mehr zu verwalten als bisher den Kaffeeröster Tchibo und die 56-Prozent-Beteiligung am Nivea-Konzern Beiersdorf.

Zum Imperium der Hamburger Familie Herz gehören auch noch der Buchgroßhändler Libri, Blume 2000 und Books on Demand, die bisher in der Participia Holding untergebracht sind, die Wolfgang und Michael Herz gehört. Sie werden jetzt ebenfalls bei Maxingvest angehängt.

Rätselhafte Wahl

Und dort kann Michael Herz nun auch den Vorstand übernehmen, was Joachim, der ewige Widersacher, nie zugelassen hätte. Seit seinem Tod liegen seine Maxingvest-Anteile aber bei einer Stiftung, und die handhabt die Sache viel nüchterner.

Mit der Bündelung wird der Schlussstrich unter eine jahrzehntelange Familienfehde gesetzt, die die fünf Geschwister des schwerreichen Hamburger Clans zu erbitterten Feinden gemacht hatte. Die Wurzeln des Unheils wurden gelegt, als Vater Max Herz 1965 starb. Er war erst 59 Jahre alt und seine Kinder eigentlich noch viel zu jung, um in seine Fußstapfen zu treten: Der Älteste, Günter, war gerade einmal 25.

Im Testament hatte der Vater unscharf verfügt, dass "zwei meiner befähigtsten Jungen" die Nachfolge antreten sollten. Tatsächlich übernahmen Günter und sein Bruder Michael, damals 22 Jahre alt, die Geschäfte, und Joachim, 24, wurde übergangen - warum, bleibt für die Öffentlichkeit bis heute ein Rätsel. Wolfgang und Schwester Daniela waren mit ihren 15 und elf Jahren noch zu jung und damit ohnehin raus aus dem Spiel um die Machtübernahme.

Lange Zeit führte Günter die Geschäfte des Kaffeerösters, zu dem damals auch noch der Zigarettenhersteller Reemtsma gehörte und der sich den Bremer Konkurrenten Eduscho einverleibte, höchst erfolgreich. Doch menschlich war er wohl ein schwieriger Fall, galt als autoritär, misstrauisch und ungeduldig. Bald drängte Günter seine Brüder Wolfgang und Michael aus dem Management und duldete sie nur noch als Aufseher.

Doch die drehten 2001 den Spieß um und setzten aus dem Aufsichtsrat heraus Bruder Günter als Chef ab. Tief verletzt führte der fortan von außen einen Kampf gegen die Brüder. Gemeinsam hatten sie nur eines: Sie alle waren Gesellschafter von Tchibo.

Der Kaffeeröster steckte nach Günters Rauswurf in einer schweren Führungskrise, die erst 2003 mit einer Realteilung beendet werden konnte. Günter und seine Schwester Daniela sitzen seither auf Milliarden, für die sie nur schwer Investitionsobjekte finden, die unter Günters misstrauischem Blick bestehen.

Für die Maxingvest-Führung hat sich der 65 Jahre alte Michael Herz jetzt externe Unterstützung geholt. Thomas Holzgreve, 51, wird der Vorstand an seiner Seite. Der Vertrag des bisherigen Vorstandschefs Arno Mahlert, 62, läuft im Mai aus. Holzgreve hat bereits umfangreiche Erfahrungen mit inhabergeführten Konzernen gemacht: Er war 25 Jahre lang Manager bei der Drägerwerk AG in Lübeck.

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SZ vom 12.02.2009/hgn
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