Herstellung der ersten Dollar-Scheine:Viel Arbeit für wenig Geld

Moderne Notenpressen gab es nicht, jeder Schein entstand in mühevoller Handarbeit: Bilder der US-Kongress-Bibliothek zeigen, wie Geldscheine vor hundert Jahren gedruckt wurden. An der Herstellung der ersten Dollar-Noten waren vor allem Frauen beteiligt.

Julia Weber

9 Bilder

-

Quelle: Library of Congress (alle Bilder)

1 / 9

Moderne Notenpressen gab es nicht, jeder Schein entstand in mühevoller Handarbeit: Bilder der US-Kongress-Bibliothek zeigen, wie Geldscheine vor hundert Jahren gedruckt wurden. An der Herstellung der ersten Dollar-Noten waren vor allem Frauen beteiligt.

45 Bögen in der Stunde, vier Scheine je Bogen: Ende des 19. Jahrhunderts war die Produktion von Dollar-Noten noch nicht automatisiert, die Arbeiter mussten die Scheine in mühevoller Handarbeit anfertigen. Die US-Kongress-Bibliothek hat jetzt eine Reihe von Fotos veröffentlicht, auf denen die einzelnen Herstellungsschritte zu sehen sind. Auf diesem Bild aus dem Jahr 1890 mahlen Arbeiter des Bureau of Printing and Engraving (BPE), das amerikanische Äquivalent zur Bundesdruckerei, die Zutaten für eine nicht lösliche grüne Tinte, mit der die Dollar-Scheine bedruckt wurden. Die Wahl der Tintenfarbe fiel auf grün, weil diese Farbe schwerer zu fälschen war als andere.

library of congress

Quelle: SZ

2 / 9

Wenn heute davon die Rede ist, dass die amerikanische Zentralbank Federal Reserve die Notenpresse anwirft, dann läuft das deutlich effizienter als damals: Im Finanzjahr 2011 druckte das BPE 23,5 Millionen Scheine am Tag, ein Schein kostete 9,1 amerikanische Cent in der Produktion. 8,5 Tonnen Tinte sind auf den Banknoten gelandet. Pro Tag verließen Geldscheine im Nennwert von 453 Millionen US-Dollar die Druckerei. 95 Prozent der 5,8 Milliarden Scheine, die im 2011 gedruckt wurden, ersetzten allerdings Geldnoten, die sich bereits im Umlauf befanden.

library of congress

Quelle: Library of Congress

3 / 9

An solche Größenordungen war rund hundert Jahre zuvor nicht zu denken, jeder Schritt in der Herstellung kostete viel Zeit. Damit die Tinte besser auf den Bögen hielt, wurde das faserige Papier vor dem Druck gedämpft. Das Papier für die Geldscheine stellt seit 1879 das Familienunternehmen Crane & Co. in Dalton, im Ostküsten-Bundesstaat Massachusetts, her. Es besteht zu größeren Teilen aus Leinen- und Baumwollfasern als normales Papier.

library of congress

Quelle: Library of Congress

4 / 9

Das Bedrucken der Scheine war eine besondere Herausforderung für die Arbeiter. "Diese Arbeit galt damals als die schwerste überhaupt. Die Arbeiter mussten immer so schnell arbeiten, wie sie konnten, dabei aber auch exakt sein. Bezahlt wurden sie je nach Anzahl der brauchbaren Bögen, die sie produzierten", erklärt Franklin Noll, ein Historiker des BPE, dem amerikanischen Radiosender NPR.

library of congress

Quelle: Library of Congress

5 / 9

Nach dem Druck brachten Arbeiter die noch von Tinte feuchten Bögen in einen Trockenraum. Zuerst wurde die Rückseite der Scheine bedruckt; wenn diese trocken war, folgte die Vorderseite.

-

Quelle: SZ

6 / 9

1914 trockneten noch 4,5 Millionen Dollar täglich in einem Raum, in dem heiße Luft zirkulierte. Erst 1918 stellte das BPE auf mechanische Pressen um. Damit erhöhte sich die Zahl der Scheine auf einem Bogen von vier auf acht. Der Erste Weltkrieg machte eine effizientere Geldproduktion nötig. Das war nicht der erste Krieg, der auf den Gelddruck in den USA Einfluss nahm. Der Amerikanische Bürgerkrieg hatte erst die Gründung des BPE notwendig gemacht: Angesichts der steigenden Kosten für die Kriegsvorbereitungen beschloss der US-Kongress 1861 die Einführung des Papiergelds.

-

Quelle: SZ

7 / 9

Arbeiterinnen inspizierten die Geldbögen: Scheine mit Druckfehlern oder Tintenflecken sortierten sie aus. Nur die fehlerfreien Scheine erhielten anschließend Siegel und Seriennummer. Seit 1914 werden die Geldscheine von der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve ausgegeben. Die erste offizielle Auflage der Dollar-Noten bestand aus Fünf-, Zehn-, 20-, 100-, 500-, 1000-, 5000- und 10.000-Dollar-Noten. Die Scheine damals waren größer als die heutigen Banknoten, das Siegel des US-Finanzministeriums rot oder blau. Seit 1928 haben die Scheine ihre heutige Größe und das grüne Siegel.

-

Quelle: SZ

8 / 9

Eine Arbeiterin hält einen Stapel beschädigter Dollar-Noten in der Hand. Fehlerhafte Scheine wurden durch den Schacht im Vordergrund des Bildes entsorgt, um sie später zu Papierzellstoff zu verarbeiten. Bereits seit den Anfängen des BPE im Jahr 1862 waren Frauen an der Geldproduktion beteiligt: Sie bedienten die handbetriebenen Maschinen, mit denen die Scheine zugeschnitten und sortiert wurden. Historische Aufzeichnungen des BPE zeigen, dass die erste Belegschaft des BPE aus vier Frauen und zwei Männern bestand, die im Keller der Treasury, dem US-Finanzministerium, arbeiteten. Die weiblichen Angestellten waren vornehmlich jung und ledig, was ihnen den Spitznamen "Treasury Girls" einbrachte. Manche der Frauen waren aber auch verheiratet oder Witwen von Soldaten der Nordstaaten-Armee.

library of congress

Quelle: SZ

9 / 9

Auch viele der Fotos, die die Kongressbibliothek jetzt veröffentlichte, wurden von einer Frau aufgenommen. Frances Benjamin Johnston war eine der ersten amerikanischen Fotografinnen und Fotojournalistinnen. Ihr größter Coup war es, den US-Marine Admiral George Dewey nach seinem Sieg gegen die Phillippinen in Manila Bay auf seinem Kriegsschiff zu interviewen. Da Frauen üblicherweise keinen Zugang zu Kriegsschiffen bekamen, suchte Johnston den damaligen Assistant Secretary of the Navy, Theorodore Roosevelt, auf und ließ sich von ihm eine Empfehlung schreiben. Roosevelt schrieb: "Mein geehrter Admiral Dewey. Ich kenne Miss Johnston persönlich. Ich kann mich dafür verbürgen, dass sie gute Arbeit leistet und die Versprechen, die sie Ihnen gibt, einhalten wird." Heute ist eine ganze Foto-Sammlung der US-Kongress Bibliothek nach Johnston benannt.

© Süddeutsche.de/webj/bero/luk
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: