Nachruf:Grünes Blut

Langjähriger Chef des Landmaschinenherstellers Claas gestorben

Helmut Claas brachte das Familienunternehmen zu internationaler Bekanntheit - mit seinen grünen Mähdreschern. Claas ist nun im Alter von 94 Jahren gestorben.

(Foto: privat/dpa)

Helmut Claas formte aus der Mähdrescherfirma seiner Familie ein Milliardenunternehmen. Früher als die meisten dachte der Westfale international. Nun ist er gestorben.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Helmut Claas schrieb eine jener Geschichten, die Deutschland wirtschaftlich so stark machen. Der Westfale war Erfinder, überzeugter Familienunternehmer und früher Europäer.

Geboren 1926 in Harsewinkel bei Gütersloh, machte der Sohn der Unternehmer August und Paula Claas nach dem Abitur eine Schlosserlehre, studierte Maschinenbau und Landwirtschaft in Hannover, Wien und Paris. Er baute in Frankreich den Vertrieb der Landmaschinen seiner Familie auf, die gerade für ihre Mähdrescher bekannt wurde - zu einer Zeit, da Frankreich und Deutschland offiziell noch Feinde waren.

1958 kehrte Claas zurück, stieg später zum Geschäftsführer und Inhaber auf - und formte einen der größten Landtechnikhersteller der Welt. Gut 100 Patente tragen seinen Namen. "Bei uns steckt die Kreativität in den Mauern", sagte er einmal.

"Hier redet uns keiner rein."

An die Börse ist Claas nie gegangen. "Hier redet uns keiner rein", wurde er zitiert. "Ich habe ja mein eigenes Geld im Geschäft, das hält mich auf dem Boden der Tatsachen." Stattdessen ermöglichte der Ingenieur, dass seine Beschäftigten zu kleinen Teilen als stille Gesellschafter einstiegen. Die sogenannten Claasianer sollten "vom Mitarbeiter zum Mitunternehmer" werden, gab der Chef vor, viele hätten "grünes Blut" in ihren Adern - in Anspielung auf die traditionelle Farbe der Landmaschinen aus Ostwestfalen.

1996 wechselte Claas an die Spitze des Aufsichtsrats und Gesellschafterausschusses. Seine Firma wurde internationaler, übernahm die Traktorensparte von Renault, baute Werke in Russland, den USA und China. Heute beschäftigt Claas mehr als 11 000 Menschen weltweit, der Jahresumsatz stieg zuletzt auf gut vier Milliarden Euro.

Der Patriarch wechselte zwischen seinem Haus direkt am Firmensitz und einer eigenen Farm in England, die Claas oft mit seiner Frau besuchte. Solange es das Gehör verkraftete, ging er gern zur Jagd. Claas erhielt mehrere Ehrendoktorwürden in Europa; das Deutsche Institut für Erfindungswesen ehrte ihn mit der Dieselmedaille. Voriges Jahr hat seine einzige Tochter Cathrina Claas-Mühlhäuser den Vorsitz des Gesellschafterausschusses übernommen; den Aufsichtsrat führt sie schon länger.

Wie das Unternehmen nun mitteilte, ist Helmut Claas am Dienstag gestorben. Er wurde 94 Jahre alt.

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