Süddeutsche Zeitung

Heizöl:Vollmachen, bitte

Viele Verbraucher nutzen den Preisrutsch beim Heizöl, um sich mit dem Brennstoff einzudecken. Wer größere Mengen einkauft, bekommt noch günstigere Konditionen.

Von Andreas Jalsovec

Den vergangenen Montag hat Oliver Klapschus noch gut in Erinnerung: "Wir hatten an diesem Tag so viele Besucher auf dem Portal wie sonst in einem ganzen Monat", sagt der Geschäftsführer des Internetportals Heizöl 24. Die nach eigenen Angaben größte deutsche Verkaufsplattform für Heizöl verzeichnete dabei das Zehnfache an Bestellungen eines normalen Tages. Grund dafür war der Preisrutsch am Erdölmarkt. Er drückte auch den Heizölpreis auf ein Jahrestief.

Mittlerweile hat sich der Preis wieder etwas erholt. Er liegt jedoch nach Angaben des Hamburger "Energie Informationsdienstes" (EID) mit gut 53 Euro für 100 Liter im bundesweiten Durchschnitt noch immer so tief wie seit September 2017 nicht mehr. Noch vor genau einem Jahr kostete der Brennstoff fast 70 Euro. Wer also jetzt 3000 Liter tankt, spart mehr als 500 Euro im Vergleich zum Vorjahr.

In einigen Regionen kommt es schon zu langen Lieferzeiten

Viele Verbraucher nutzen daher das Preistief, um sich mit Heizöl einzudecken. Allerdings nicht erst seit dem Börsenabsturz vom Montag. Schon mit Beginn der Corona-Krise Ende Februar gingen die Preise parallel zu den Erdölnotierungen zurück. Das ließ die Nachfrage so stark steigen, dass es zum Teil "kaum mehr freie Mengen und in manchen Regionen gar keine Ware mehr gab", heißt es beim Heizölportal "Fastenergy". In einigen Regionen müssten Kunden derzeit mit Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen rechnen, sagt Experte Klapschus.

Weil der Brennstoff regional unterschiedlich knapp ist, gibt es zwischen den einzelnen Bundesländern jedoch deutliche Preisunterschiede. Während Heizölkunden etwa in Hamburg laut EID bei einer Abnahmemenge von 3000 Litern zum Teil unter 50 Euro je 100 Liter zahlen, sind es in München deutlich über 60 Euro.

Das sei aber immer noch ein "attraktives Preisniveau", meint Werner Böhnlein vom bayerischen Landesverband mittelständischer Mineralölunternehmer. Heizölexperte Oliver Klapschus spricht gar vom "besten Kaufzeitpunkt seit Langem". Wer jetzt Platz im Tank habe, könne das Preistief daher durchaus zum Heizölkauf nutzen, meint Klapschus.

Sparen können die Kunden dabei zusätzlich, wenn sie größere Mengen auf einmal bestellen. Das ist deutlich günstiger. So zahlt man bei einer Bestellmenge von 3000 statt 1000 Litern zwischen drei und fünf Euro weniger je 100 Liter. Auch wenn mehrere Haushalte zusammen einkaufen, sinkt der Preis, weil die bestellte Menge insgesamt steigt. Allerdings profitieren von solchen Sammelbestellungen in der Regel diejenigen, die nur kleinere Mengen benötigen. Wer 3000 Liter oder mehr einkaufen muss, spart dagegen kaum etwas, sondern subventioniert mit der gemeinsamen Bestellung die Kleinabnehmer. Kunden sollten sich daher vor der Bestellung beim Händler über den Preis erkundigen. Verbandsvertreter Böhnlein rät dabei zur Gelassenheit. Wer noch genug Öl im Tank habe, könne auch erst einmal abwarten. Ein starker Preisanstieg sei im Moment unwahrscheinlich. Schließlich sei in nächster Zeit nicht damit zu rechnen, "dass wir ein extremes Wirtschaftswachstum mit stark steigenden Ölpreisen haben werden".

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SZ vom 13.03.2020
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