Süddeutsche Zeitung

Heckler & Koch:Machtkampf verschärft sich

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Über die Zukunft des Waffenherstellers Heckler & Koch wird gestritten.

Zum ersten Mal äußert sich ein Luxemburger Großaktionär zum Machtkampf bei Heckler & Koch. In einer Stellungnahme machte die "Compagnie de Développement de L'Eau S.A." (CDE) deutlich, dass sie einen zusätzlichen Aufsichtsratsposten für den bisherigen Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen ablehnt. Das würde "zu unnötigen Mehrkosten für H&K führen, ohne echten Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen", monierte die Beteiligungsfirma, die vom französischen Investor Nicolas Walewski und seiner engen Familie finanziert wird.

Seit 2015 ist die CDE Anteilseigner bei dem Waffenhersteller, sie hält nach eigenen Angaben 5,1 Prozent des Stammkapitals. Möglicherweise wird der Einfluss bald steigen. Denn Anteilseigner Heeschen hatte unlängst mitgeteilt, dass er die Mehrheit an der Firma an einen anderen Aktionär abgeben will. An wen, sagte er nicht. Die Erlaubnis der Bundesregierung steht noch aus. Die Frage, ob die CDE die Mehrheit an Heckler & Koch anstrebt, wollte die Luxemburger Firma nicht kommentieren. Man beteilige sich nicht an Marktspekulationen, hieß es auf Anfrage.

In der vergangenen Woche war beim Bundesanzeiger ein Antrag der CDE auf Abberufung des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Kujat und eines anderen Mitglieds des Kontrollgremiums bekanntgeworden. Begründet wurde dies nicht. Dies holte die CDE nun nach: Sie teilte mit, dass der 77-jährige Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr die H&K-Altersgrenze für Aufsichtsratsmitglieder überschreite. Die Firma wies darauf hin, dass Aufsichtsratsmitglieder Wirtschaftserfahrung haben sollten und "unabhängig und im besten Interesse des Unternehmens sowie aller Aktionäre handeln" sollten. Kujat und das andere Aufsichtsratsmitglied kamen erst im Juli auf Wunsch von Heeschen in das Kontrollgremium. Man schätze die Erfahrung von Kujat als General a.D., hieß es in der Mitteilung. Die CDE schlug vor, dass er einen Beraterposten übernehmen sollte.

Die Beteiligungsfirma betonte, dass sie langfristig Anteilseigner von H&K bleiben wolle. Mit der Arbeit des amtierenden Vorstands zeigte sie sich "sehr zufrieden" - dieser habe das Unternehmen nach zwei Verlustzahlen zurück in die schwarzen Zahlen geführt. Auch die sogenannte Grüne-Länder-Strategie, derzufolge Waffen nur noch in nicht korrupte und demokratische Nato-Staaten oder Nato-nahe Staaten geliefert werden, ist ganz im Sinne des Aktionärs.

Gegenspieler Heeschen hatte der CDE unlängst ungewöhnlich scharf vorgeworfen, dass ihr Vorgehen "ganz offensichtlich von sachfremden Erwägungen getragen und als Angriff auf die Integrität des Unternehmens zu verstehen" sei. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember dürfte sich der Mehrheitsaktionär durchsetzen - doch auf lange Sicht könnte der Einfluss der CDE steigen.

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SZ vom 05.12.2019 / dpa
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