Süddeutsche Zeitung

Hebammen:Versicherung für Geburtshelferinnen wird deutlich teurer

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Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Gute Nachricht für die freiberuflich tätigen Hebammen: Ihre Haftpflichtversicherung ist bis Mitte 2018 gesichert. Damit laufen die Geburtshelferinnen nicht länger Gefahr, schon bald ohne den notwendigen Schutz dazustehen. Allerdings werden die Prämien für einen Teil von ihnen noch weiter steigen.

Hintergrund: Ein Versichererkonsortium unter Führung der Versicherungskammer Bayern (VKB) hat dem Deutschen Hebammenverband (DHV) jetzt ein Angebot vorgelegt, das den Ende Juni kommenden Jahres auslaufenden Gruppenvertrag verlängert. Der Vertrag steht allen 18 500 Mitgliedern des Verbands offen.

Hebammen, die nicht in einer Klinik oder in einem Geburtshaus angestellt sind, dürfen nur dann Schwangere betreuen und Geburten begleiten, wenn sie den Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung nachweisen können. In diesem Sektor sind die Prämien in den vergangenen Jahren zum Teil drastisch gestiegen, es sind nur noch wenige Versicherer aktiv. Die VKB ist mit einem Anteil von 55 Prozent der führende Anbieter in dem Konsortium. Außerdem sind Allianz, Debeka, Ergo, R+V und Württembergische beteiligt. Die Axa scheidet zum 30. Juni 2016 aus dem Konsortium aus.

Grund für die steigenden Prämien ist nicht die Zunahme der Schadensfälle. Den Ausschlag geben vielmehr die immer höheren Kosten für die Versicherer. Die besseren Behandlungsmöglichkeiten haben dazu geführt, dass auch schwerst geschädigte Kinder mittlerweile lange leben. Die Versicherer müssen nicht nur für die Therapie-und Pflegekosten zahlen, sondern auch für Rentenansprüche, Schmerzensgeld und weiteres. "Bei schweren Geburtsfehlern liegen die Kosten heute im Durchschnitt bei 2,6 Millionen Euro", sagt VKB-Sprecher Stefan Liebl. Das Konsortium leistet maximal bis zu sechs Millionen Euro pro Kind.

Freiberufliche Hebammen mit Geburtshilfe müssen seit dem 1. Juli 2015 über den Gruppenvertrag 6274 Euro im Jahr für den Versicherungsschutz bezahlen. Zum Vergleich: 2004 waren es noch 1352 Euro. Die Belastung wird sich Mitte 2016 um etwa neun Prozent erhöhen. 2017 ist eine weitere Anhebung um elf Prozent vorgesehen. Allerdings bieten längst nicht alle Hebammen Geburtshilfe an. "Der Großteil der freiberuflichen Hebammen, die keine Geburtshilfe machen, bezahlt nach wie vor weniger als 1000 Euro pro Jahr für den Versicherungsschutz", betont Liebl.

Der DHV begrüßt es zwar, dass der Versicherungsschutz über Mitte 2016 hinaus garantiert ist. "Hebammen können auch ab Juli 2016 weiterhin freiberuflich arbeiten", sagt Präsidentin Martina Klenk. Sie kritisiert aber die weiter steigenden Kosten.

Die von der Politik auf den Weg gebrachten Maßnahmen zur Unterstützung der Hebammen reichten nicht aus, so der DHV. Die gesetzlichen Krankenkassen müssen den Hebammen einen Sicherstellungszuschlag zahlen. Außerdem dürfen sie bei Behandlungsfehlern nicht länger die ihnen entstandenen Kosten von den Versicherern zurückholen. Der DHV fordert nun die Einführung eines Haftungsfonds, der bei besonders teuren Schäden einspringt.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2015
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