Surfen:Das ist die perfekte Welle

Surfen: Ganz so monstermäßig wir hier am North Shore Maui auf Hawaii sind künstliche Wellen in einem Pool dann wohl doch nicht.

Ganz so monstermäßig wir hier am North Shore Maui auf Hawaii sind künstliche Wellen in einem Pool dann wohl doch nicht.

(Foto: Janis Miglavs/imago images)

Eine Münchner Firma baut für 40 Millionen Dollar eine Riesenwelle auf Hawaii. Die Frage ist nur: Warum braucht ein Surferparadies künstliche Wellen aus Oberbayern?

Von Christian Helten

Im Januar fand auf der Insel Oahu ein Surf-Wettbewerb statt, der nur durchgeführt wird, wenn die dort anrollende Dünung höher als 20 Fuß ist. 20 Fuß sind sechs Meter, so hoch wie ein zweistöckiges Haus. Gewonnen hat den Contest nicht etwa einer der eigens eingeflogenen Surf-Superstars aus den USA oder Australien. Sondern Luke Shepardson, ein Rettungsschwimmer, der in den Pausen seiner Schicht teilnahm.

Hawaii ist das Epizentrum des Surfens. Der Pazifik entlädt seine Gewalt hier an unzähligen Riffen und Stränden, jeden Winter pilgern Profis aus aller Welt dorthin. Surfen prägt seit Jahrtausenden die hawaiianische Kultur, in der sich unzählige Geschichten wie die von Luke Shepardson finden.

Weil das alles so ist, kann man also schon Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Meldung bekommen: "Münchner Firma baut Riesenwelle für Surfer auf Hawaii".

Die Gründer lernten sich in der Trickski-Szene kennen

Warum also braucht Hawaii die Welle eines Unternehmens aus der Machtlfinger Straße in München, geführt von einem älteren Ehepaar, das sich vor Jahrzehnten in der Trickski-Szene kennenlernte? Ist das nicht so, als würde die Skihalle Bottrop einen Ableger in Ischgl eröffnen?

Das Münchner Unternehmen "Citywave" baut also auf Hawaii eine künstliche Surfwelle. Sie werde 40 Millionen US-Dollar kosten und am 21. März eröffnen, heißt es laut dpa in der Mitteilung des Unternehmens, das mit seiner Technologie seit einigen Jahren schon weltweit erfolgreich ist. Es betreibt 15 solcher Wellen in neun Ländern, in Deutschland unter anderem in Berlin, Osnabrück und München.

Surfen: Eine Citywave lässt sich auch temporär für eine Messe aufbauen.

Eine Citywave lässt sich auch temporär für eine Messe aufbauen.

(Foto: Marc Oliver / imago/imago images/Marc John)

Sie funktionieren ähnlich wie die natürlichen Wellen in München, am Eisbach oder an der Floßlände. Nur lassen sie sich eben in Einkaufszentren oder Freizeitparks installieren oder in einer mobilen Version temporär bei Events aufbauen. Höhe und Stärke kann man an das Können der Surfer anpassen. Die Welle auf Hawaii ist das bislang größte Projekt, sie soll 30 Meter breit sein, das ist weltweit einmalig.

Das Geschäft mit Wavepools boomt

Seit einigen Jahren wächst das Geschäft mit künstlichen Wavepools. Inzwischen gibt es sogar richtige Technologien, bei denen die Welle nicht steht wie die Citywave, sondern sich bewegt wie in der Natur. In der Schweiz hat so ein Pool vor zwei Jahren eröffnet, die "Surftown Muc" in der Nähe des Münchner Flughafens soll 2024 folgen. Auch an Orten in Kalifornien oder Australien, wo Surfen ähnlich zur DNA gehört wie auf Hawaii, gibt es solche Projekte.

Ihr Erfolg beruht auf einem Phänomen, das vermutlich 99 Prozent aller Surfer bestätigen würden: Surfen macht süchtig. Deshalb konkurrieren immer mehr Surfer um Wellen, deren Vorkommen der Ozean nur leider nicht der größeren Nachfrage anpasst. Es ergibt also Sinn, dem unersättlichen Surfer, der an den Stränden von Hawaii mit 50 oder mehr Leuten um eine Welle kämpfen muss, die Option zu geben, sich in einem Freizeitpark wenigstens die Ersatzdroge zu kaufen.

Gerade Hawaii ist bekannt dafür, dass Surfen hier wenig mit Entspannung zu tun hat. An den berühmtesten Spots gibt es eine feste Hackordnung. Fremde, die sich dort in die Wellen verirren, werden von grimmigen Einheimischen sofort zurück an Land beordert und können von Glück reden, wenn ihre Autoreifen noch intakt sind. Auch Prügeleien sind keine Seltenheit.

Insofern kann man mindestens darauf hoffen, dass der Münchner Wellenexport dort ein wenig zur Entspannung beiträgt.

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